Forschung, Denkmalpflege, wissenschaftliche Arbeit
Untersuchung von Boden- und Wasserverhältnissen in den Wörlitzer Anlagen und im Luisium und deren Auswirkungen auf die Gehölze
Gesundheitszustand der Bäume
Zum Gesamtkunstwerk des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs mit seiner Bedeutung als Weltkulturerbe der UNESCO gehört auch der historische und dendrologisch wertvolle Gehölzbestand. Um ihn zu erhalten, wird neben umfangreichen Baumpflege- und Sanierungsmaßnahmen in einem so genannten Baumkataster der Gesundheitszustand kontinuierlich erfasst und ausgewertet. Im Ergebnis dieser Arbeit ergab sich ein überdurchschnittlich schlechter Vitalitätszustand. Ursache hierfür ist vermutlich eine Vielzahl von natürlichen und anthropogenen Einflussfaktoren. Diese wirken in Ihrer Summe und an verschiedenen Standorten mit unterschiedlicher Intensität zusammen.
Seit der Anlage der Gärten vor etwa 200 Jahren änderten sich die damaligen Wasser- und Bodenverhältnisse wiederholt. Vor allem in den letzten Jahrzehnten waren die Veränderungen durch verschiedene Einflüsse, wie die Immission aus Kraftwerken und Industrie, veränderte Technologien der Flächenbehandlungen, Nährstoffeinträge über die eingeschlossenen landwirtschaftlichen Nutzflächen besonders intensiv. Luftschadstoffe gelangten in die Böden, wo sie sich im Laufe der Jahre stark anreicherten und die Bodenqualität minderten. Das führte zu den Folgeschäden im Gehölzbestand.
Um die Wachstumsbedingungen zu verbessern und um Maßnahmen zur Gefahrenabwehr zu erstellen, wurden in den Wörlitzer Anlagen und im Luisium im Jahr 2004 grundlegende Boden-, Grund- und Oberflächenwasseranalysen sowie eine Bewertung der Gehölze durchgeführt. Dieses Projekt wurde durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt sowie das Land Sachsen-Anhalt gefördert. Alle Daten wurden in einem Web-basierten Informationssystem als Datenaustauschplattform eingestellt und sind für die Fachleute des Projektes auswertbar.
Nur ein Beispiel aus einer Fülle von Ergebnissen und Erkenntnissen ist die Darstellung und Erläuterung eines Bodenprofils in Schochs Garten der Wörlitzer Anlagen:
Das Bodenprofil
Der Humushorizont (Ah) und der stauwasserleitende Horizont (Sw-M) bestehen aus sandigem Aushubmaterial, das beim Ausheben eines Grabens aufgeschüttet wurde.
Daran schließt sich der noch sauerstoffversorgte lehmige Stauhorizont (Go-Sd) an. Dieser ist, eventuell durch Pflanzarbeiten, in seiner natürlichen Lagerung gestört. Er ist durch eine unmittelbar benachbarte Pyramideneiche stark durchwurzelt.
Zu den lehmigen, stark grundwasserbeeinflussten Horizonten (Sd-Go, Gor) hat Sauerstoff nur bei kurzzeitiger Austrocknung auf Rissen zutritt, was durch die »Rostflecken« angezeigt wird.
Die Obergrenze des Grundwasserhorizontes (Gr) zeigt etwa die Lage des mittleren Grundwasserspiegels an. Bei Aufnahme des Profils im Spätsommer war der Grundwasserspiegel demgegenüber um ca. 30 cm gefallen.
Die im Bild überwiegend bläulich erscheinenden Horizonte können durch die Wurzeln der meisten Gehölze nicht erschlossen werden. Damit ist der durchwurzelbare Bereich sehr gering. Stauwasser im Winter und Austrocknung im Sommer im Wurzelbereich sind weitere Stressfaktoren für die Gehölze.
Detaillierte Angaben zum Projekt und weitere interessante Ergebnisse können in der Broschüre »Gehölze und ihre Standortbedingungen im Dessau-Wörlitzer
Gartenreich« (Herausgegeben von der Kulturstiftung DessauWörlitz, Dessau 2005), die in allen GartenreichLäden erhältlich ist, nachgelesen werden.
Weitere Einzelheiten zu diesem Projekt unter:
http://cardo2.idu.de/ (Nach dem Aufruf der Seite ist eine Identifizierung notwendig. Der Benutzername lautet: wpl_gast und das Kennwort: gast)
Wörlitz
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