Pressemitteilung vom 13. Juli 2006
Wahrzeichen der Wörlitzer Anlagen neu gestaltet
Restaurierung der Rousseau-Insel im UNESCO-Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz abgeschlossen
Nach halbjähriger Arbeit konnte im Juni die Restaurierung der Rousseau-Insel abgeschlossen werden. Damit ist am Zugang der Wörlitzer Anlagen ein beeindruckendes Gartenbild hohen Symbolwertes wieder hergestellt.
Nach halbjähriger Arbeit konnte im Juni die Restaurierung der Rousseau-Insel abgeschlossen werden. Damit ist am Zugang der Wörlitzer Anlagen ein beeindruckendes Gartenbild hohen Symbolwertes wieder hergestellt, ein Bekenntnis des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740 - 1817) zu den Ideen der Aufklärung und des Humanismus. Im Jahre 1782 ließ er die von Pyramidenpappeln umstandene Insel nach dem Vorbild im Park von Ermenonville bei Paris, der ersten Grabstätte Rousseaus, errichten. Unmittelbar an diesem Wahrzeichen mündete in Wörlitz die durch das „Gartenreich” von der
ehemaligen Residenzstadt Dessau her führende Straße ein. Der Blick auf Insel und Denkmal gab den Besuchern der schon damals allgemein zugänglichen Anlagen Orientierung, stimmte auf das Erlebnis und die Gestaltungsabsichten ein.
Für den verehrten Verfechter der Aufklärung, Jean-Jacques Rousseau, ließ der Fürst auf der Insel ein Gedächtnismal mit Urne errichten und verfasste selbst die Inschrift für den Sockel:
„Dem Andenken J. J. Rousseau / Bürgers zu Genf / der die Witzlinge zum gesunden Verstand / die Wollüstigen zum wahren Genuss / die irrende Kunst zur Einfalt der Natur / die Zweifler zum Trost der Offenbarung / mit männlicher Beredsamkeit zurückwies. / Er starb den 2. Juli 1778.”
Fürst Franz und seine Gemahlin hatten den Philosophen 1775 in Paris besucht und Luise vermerkte in ihrem Tagebuch: „… für mich der schönste Tag in Paris, denn ich sah und sprach Rousseau.”
Die Hochwasserkatastrophe des Jahres 2002 führte im Gartenreich zu erheblichen Schäden. Inzwischen ist es der Kulturstiftung DessauWörlitz gelungen, zahlreiche der betroffenen Baudenkmale und Gartenpartien mit Hilfe des Fluthilfeprogramms des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt instand zu setzen. Ein lang anhaltender hoher Wasserstand hatte auch die Vitalität der Pyramidenpappeln auf der Insel geschädigt, ebenso die Uferbefestigung und das Sandsteindenkmal beeinträchtigt. Bereits vor etwa 50 Jahren mussten die Bäume gefällt, der Boden ausgetauscht und das Ufer neu gestaltet werden, jetzt erneut. Gepflanzt wurden wie ursprünglich lombardische Schwarzpappeln (Populus nigra Italica’). Zugleich war es möglich, das Denkmal mit seiner Inschrifttafel und einem Bildnisrelief Rousseaus zu restaurieren. Dem Originalzustand entsprechend ist es, auf Fernwirkung bedacht, weiß gestrichen. Die Arbeiten wurden von Firmen aus Dessau und Leipzig ausgeführt; einschließlich der erforderlichen temporären Pontonüberbrückung betragen die Kosten ca. 150.000 Euro.
Auch für die UNESCO hat die Rousseau-Insel eine herausragende Bedeutung. Deshalb war die Erklärung des Gartenreiches Dessau-Wörlitz zum Welterbe im Jahre 2000 mit der Auflage verbunden, die unmittelbar vorbeiführende Bundesstraße (B 107) mit ihren zahlreichen Beschilderungen zur Kreisstrasse abzustufen. Dies ist Anfang 2006 erfolgt, vermutlich 2007 soll eine neue Straße mit entsprechendem Abstand zur Insel gebaut werden.
Auf den Schildern, die an der Autobahn für das Gartenreich Dessau-Wörlitz werben, auf allen Publikationen, die von der Kulturstiftung DessauWörlitz herausgegeben werden, ist seit Jahren die stilisierte Rousseau-Insel, das Logo des Gartenreiches, präsent.