Diesen seltenen Schatz neu zu heben und ihn der Öffentlichkeit in einer umfassenden Dauerausstellung wieder zugänglich zu machen, ist für die Jahre 2018 und 2019 das erklärte Ziel der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz im Rahmen des Georg-Forster-Jahres „
Georg Forster – Der Welterkunder in Wörlitz”.
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Welterkunder und das Gartenreich|
Forster in Wörlitz|
Gesammelte Welten]
Die Wörlitzer Südsee-Sammlung
Die Sammlung kam während der Englandreise des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817) mit seiner Gattin Louise im Jahr 1775 in dessen Besitz. Der Fürst wird wie kaum ein anderer Landesherr in Europa durch seinen Reformwillen und wegen seiner nie nachlassenden Neugierde und der vielseitigen Interessen zu den größten Aufklärern seiner Zeit gezählt.
Die Kollektion hat Fürst Franz als Geschenk von dem bislang noch vielfach unterschätzten, jedoch bedeutenden deutschen Aufklärer Johann Georg Adam Forster (1754-1794) erhalten. Dieser hat als Weltreisender und Naturforscher, als exzellenter Zeichner und Schriftsteller, später als Jakobiner und schließlich als Revolutionär Geschichte geschrieben.
Forster der Weltreisende
Zusammen mit seinem Vater Johann Reinhold Forster (1729-1798) hatte er James Cook auf dessen zweiter Weltumsegelung begleitet. Gemeinsam hatten sie Tier- und Pflanzenwelt beobachtet, gezeichnet und klassifiziert und Georg Forster tat sich auf dem Feld der vergleichenden Länder- und Völkerkunde hervor. Seine Reiseeindrücke hielt er in seinem Werk "Reise um die Welt" (Original: "A Voyage round the World") fest. Während der Reise sammelten Vater und Sohn Forster eine große Fülle an ethnologischen Objekten, aus deren Fundus sie Fürst Franz bei seinem Besuch in England im Jahr 1775 eine Auswahl zum Geschenk machten.
Seit dem 24. Juli hielt sich das Paar aus Anhalt-Dessau in London auf, um Georg Forster und seinem Vater Johann Reinhold unmittelbar nach deren Rückkehr von der dreijährigen Weltreise mit James Cook in No. 16 Percy Street, Rathbone Place einen Besuch abzustatten, um mehr über deren gerade beendete große Reise zu erfahren. Noch waren Vater und Sohn Forster damit beschäftigt, ihre „Südsee-Kuriositäten” auszupacken und zu ordnen, sie wissenschaftlich zu katalogisieren und für die Weitergabe an Sammler, Gelehrte und Universitäten vorzubereiten.
Fürst Franz und Fürstin Louise waren extrem beeindruckt von der Bereitwilligkeit, mit der die Forsters sie schon bald mit einer Auswahl dieser Raritäten beschenkten, die sie aus dem Südpazifik mitgebracht hatten. Das Paar durfte sich die fremdartigen Objekte sogar selbst auswählen. Insgesamt konnte Fürst Franz eine kleine, doch veritable ethnografische Sammlung von etwas mehr als 30 Objekten nach Anhalt-Dessau – genauer: nach Wörlitz – mitnehmen.
Forster zu Besuch in Wörlitz
Im März 1779 traf man sich zum zweiten Mal, als Georg Forster auf einer Reise nach Deutschland auch Wörlitz besuchte. In den zwei Wochen, die sich der junge Forscher dort aufhielt, begegnete ihm das Fürstenpaar mit großem Wohlwollen. Höhepunkt seines Aufenthaltes war sein «Collegium… über die Kunstsachen aus der Südsee, die der Fürst dort aufbewahrt» im Wörlitzer Schloss. Die Ausführungen haben den Fürsten so tief beeindruckt, dass er bereits wenige Monate nach dem Besuch Material für ein neues Bauwerk in Wörlitz anfahren ließ. Aus Backsteinen und dem Lava ähnelnden Raseneisenstein, wurde der sogenannte „Eisenhart” über einem der Kanäle des Wörlitzer Landschaftsgartens errichtet. Die Konzeption der gesamten Anlage, bestehend aus einem Unterbau, einer ebenen Fläche und zwei Pavillons, erinnert an einen polynesischen Tempel-Bezirk, einer Marae.
Einer der zwei Pavillons, der sogenannte Südseepavillon, wurde als öffentlich zugängliches Ausstellungsgebäude für die Präsentation der Sammlung vorgesehen. In vier großen Eckvitrinen wurden die Objekte ausgestellt - bis die klimatischen Verhältnisse die Aufbewahrung der Kostbarkeiten dort nicht mehr zuließen. Seitdem fehlt für die Wörlitzer Südsee-Sammlung ein dauerhafter Ausstellungsort. Diesen Mangel zu beheben und eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Sammlung und eine Restaurierung ihrer bedeutenden ethnologischen Stücke durchzuführen, ist das Ziel der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz für die Jahre 2018 und 2019.
Deshalb ist Georg Forster und der Wörlitzer Südsee-Sammlung das Themenjahr "
Georg Forster – Der Welterkunder in Wörlitz" im Jahr 2018/2019 gewidmet.
Ab 6. Mai 2018
Am 5. Mai Tag wird die Kulturstiftung im Rahmen einer Präsentation erster abgeschlossener Restaurierungsarbeiten über die Rückkehr und die Geschichte der Wörlitzer Südsee-Sammlung informieren. In drei Räumen des Schlosses, welche thematisch über Georg Forsters Wirken informieren, werden abgeschlossene und laufende Restaurierungsarbeiten dokumentiert und werden Besucherinnen und Besuchern des Schlosses ab dem 6. Mai vorgestellt. Damit beginnt der Auftakt zum Forster-Jahr im Gartenreich Dessau-Wörlitz sein.
6.-8. September 2018
Das Forschungswerk von Georg Forster und seinem Vater Johann Reinhold steht im Mittelpunkt einer internationalen Tagung im Historischen Gasthof "Eichenkranz". Zusammen hatten Vater und Sohn Forster nicht nur an der zweiten Weltumsegelung von Cook teilgenommen, sondern auch schon gemeinsam im Jahr 1765 im Auftrag der Zarin und späteren Kaiserin Katharina II. die unteren Wolgaregionen bereist. Sie verfassten Berichte über ihre Entdeckungen und sorgten unter anderem auf dem Gebiet der Botanik für viele neue Erkenntnisse. Es erscheint ein Tagungsband.
Ab 6. Mai 2019
Rückkehr ins Licht: Die Südsee-Sammlung in Wörlitz
Ein Jahr nach dem Beginn des Forster-Jahres kehrt die Wörlitzer Südsee-Sammlung als Dauerausstellung im Mezzanin des Schlosses zurück nach Wörlitz. Nur etwas mehr als 240 Jahre nach dem Besuch von Georg Forster beim Fürstenpaar in Wörlitz und der anschließenden Einrichtung der damaligen Ausstellung durch den Fürsten Franz im eigens geschaffenen "Eisenhart", findet die Sammlung nun einen festen Platz im Gartenreich Dessau-Wörlitz der ihrer herausragenden Bedeutung entspricht. Als Dauerausstellung wird sie Besucherinnen und Besuchern noch weitere Jahre zugänglich sein.