Insel Stein: Villa Hamilton und Skulpturenschmuck im Grottenbereich komplett
Zum Frühlingsbeginn 2012 ist die Insel Stein in den Wörlitzer Anlagen wieder um einige Kostbarkeiten reicher.
Alle drei Räume der Villa Hamilton sind restauriert und stehen erstmals den Besuchern in ihrer Gesamtkomposition offen. Zudem hat die Kulturstiftung DessauWörlitz den Skulpturenschmuck im Grottenbereich vervollständigt.An den Arbeiten waren ausschließlich Gewerke aus Mitteldeutschland beteiligt.
Die Villa Hamilton
Die Villa Hamilton ist ein Kleinod an reich und kunstvoll ausgestatteter Innenarchitektur. Das Gebäude, am Felsenufer der Insel errichtet, ist ein Nachbau des Landsitzes von Sir William Hamilton. Fürst Franz und Erdmannsdorff trafen den britischen Diplomaten, Antikensammler und Geologen 1765 auf ihrer Grand Tour durch Italien. Das originale Gebäude im Küstenort Posillipo wurde erst 1770 erbaut und diente dem Architekten des Fürsten später für seine Planungen als Vorbild.
Über Jahrzehnte hinweg konnte das Innere der Villa nicht besichtigt werden. Erst im Jahr 2004 wurden die Restaurierungsarbeiten im Kaminzimmer fertig, das grüne Zimmer folgte im Jahr 2009. Noch in den vergangenen Monaten wurde im noch fehlenden Mittelzimmer intensiv an den Wand- und Deckenmalereien sowie an den Friesen gearbeitet. In die Maßnahmen im Mittelzimmer flossen 288.000 Euro aus dem Leuchtturmprogramm des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt.
Jetzt kann die Kulturstiftung DessauWörlitz erstmalig alle drei Räume des Gebäudes in restauriertem Zustand zeigen. Der Besucher wird den Mittelraum in all seiner farbigen und detailreichen Ausgestaltung erleben. Auch das Bildwerk für das Zimmer wurde detailliert überarbeitet. Rahmen wurden restauriert oder neu angefertigt, teilweise neu vergoldet, Bilder und Grafiken von den Originalen faksimiliert. Die Bilddarstellungen des Zimmers ergänzen die beiden anderen Räume in den Motiven italienischer Landschaften, Stadtansichten und Göttermythen.
Mit ihrer Fertigstellung wird die Villa auch eine wichtige Station auf der sogenannten Grand Tour durch das Gartenreich Dessau-Wörlitz sein. Diese kann der Besucher im Rahmen der Ausstellung „Fremde Welt ganz nah – Pompeji und Herculaneum im Gartenreich Dessau-Wörlitz” unternehmen. Dabei erfährt er an verschiedenen Schauplätzen die spannende Geschichte rund um den Vesuv unter anderem anhand von Wand- und Deckenmalereien, Stuckaturen, Bildern und Grafiken. Die Insel „Stein” mit ihrem künstlichen Vulkan dürfte in ihrer Gesamtheit natürlich eine der bedeutendsten Stationen für den „Grand Touristen” sein.
Skulpturenschmuck
Im Grottenbereich der Insel Stein gibt es ebenfalls zwei Veränderungen zu entdecken. Der Skulpturenschmuck ist wieder komplett. Im Gang hinter der Gymnasiumswand wird die Ringergrupp (nach antikem Vorbild, jetzt in den Uffizien, Florenz) in ihrer Nische präsentiert. Zudem hat die Nymphe (nach antikem Vorbild) ihren Platz wieder oberhalb des Reliefs der Venus in der Grotte zum See eingenommen. Beide Figurenwerke waren zuletzt stark durch Vandalismus gezeichnet. Die Originale wurden restauriert, abgeformt und werden jetzt im Depot der Kulturstiftung DessauWörlitz verwahrt. Der Besucher sieht die Skulpturen an ihren Standorten als künstlichen Abguss. Die Kosten betrugen 86.500 Euro, die ebenfalls über das Leuchtturmprogramm des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt zur Verfügung gestellt wurden.
Die Insel Stein
Die Idee der Insel stellt ein außergewöhnliches Bauwerk im Gesamtkunstwerk des Wörlitzer Parks dar. Inspiriert von Reiseerinnerungen und der besonderen Italiensehnsucht in der Zeit der Klassik ließ Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) zwischen 1788 und 1794 dieses einzigartige Monument im See durch seinen Baumeister und Freund Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736–1800) errichten. In der Vielfalt ihrer Bauten und durch den gelegentlich sogar feuerspeienden Vulkankegel ist die Insel ein wahrer „Wunderfelsen”.
Für die Denkmalpfleger und Restauratoren bietet sich hier ein vielseitiges Aufgabenfeld zur Erhaltung, Pflege und Forschung. In den kommenden Jahren sollen noch die Römischen Bäder auf der Insel und die Grotte der Egeria im gegenüberliegenden Ufer restauriert werden.