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Detail am Chinesischen Haus
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Die dem Garten zugewandte Hauptfront des Chinesischen Hauses
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Der östliche Seitenraum im Inneren des Chinesischen Hauses
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Das einzig erhaltene Segment der Panoramatapete
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Blick zur Decke mit der Darstellung des Konfuzius sowie einer Gruppe Musiker mit traditionellen chinesischen Instrumenten
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Ansicht des Hauses von der Wasserseite aus
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26. Mai 2015

Abschluss der Restaurierungsarbeiten am Chinesischen Haus im Schlosspark Oranienbaum

Die Kulturstiftung DessauWörlitz hat heute erstmals die erfreulichen Ergebnisse der vorerst letzten Restaurierungsphase des Chinesischen Hauses der Öffentlichkeit präsentiert. In den vergangenen zweieinhalb Jahren konzentrierten sich die Arbeiten am Chinesischen Haus auf die Innenausstattung der drei Räume, insbesondere auf die Rekonstruktion der Papiertapeten und des Mobiliars.


Das Chinesische Haus in Oranienbaum

Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817, seit 1807 Herzog), der Urenkel von Henriette Catharina von Oranien-Nassau (1637–1708), hatte den Englisch-chinesischen Garten und ab 1795 das Chinesische Haus als Kernstück der chinesischen Partie durch den Bauleiter Georg Christoph Hesekiel (1732–1818) im Schlosspark Oranienbaum errichten lassen. Die theoretische Grundlage für diese Gestaltungen bildeten die Publikationen „Designs of Chinese Buildings” und „Dissertation on Oriental Gardening” von Sir William Chambers (1723–1796). Die idyllische Insellandschaft mit ihren Bogenbrücken und Findlingen beherbergt neben dem Chinesischen Haus auch eine fünfgeschossige Pagode an der Spitze eines steinigen Hügels. Heute gilt der Englisch-chinesische Garten als der einzig erhaltene dieser Art in Deutschland.

Das Chinesische Haus stellt nicht nur aufgrund seiner Architektur einen Bezug zur asiatischen Kultur her, sondern auch die Innenausstattung weist darauf hin. Es war kein Ort des Repräsentierens, vielmehr sollte man dort an die Philosophie von Konfuzius erinnert werden. Die Wandgemälde im Mittelraum gaben dies wieder, ebenso die verbliebenen Reste der chinesischen Papiertapeten. Weiterhin wurden ethnografische Objekte gezeigt, die heute leider verloren sind.

Durch seinen Standort in einem Gewässer sind die klimatischen Bedingungen im Chinesischen Haus ungünstig. Schon im 19. Jahrhundert sprach man von Schäden an den Tapeten bis hin zu Verlusten. Ähnlich muss es wohl auch bei den Möbeln gewesen sein. Ein erheblicher Teil der ehemaligen Innenausstattung, zu der auch ethnografische Objekte gehörten, existiert nicht mehr.

Restaurierung der Tapeten und Möbel seit 2013

Auch die Papiertapeten mit Vogelmotiven der beiden Seitenräume waren bis auf zwei Motive verlorengegangen. Da sie im 18. Jahrhundert sowohl in Schloss Paretz bei Potsdam montiert worden waren und sich glücklicherweise auch zwei Bahnen im Schloss Wörlitz finden ließen, konnten nun anhand dieser Vorlagen Kopien für das Chinesische Haus hergestellt werden. Zwei weitere Motive wurden anhand guter historischer Fotos nachgemalt. Alle Vogelmotive wurden nun als Kopien im Haus angebracht und machen den ursprünglich geplanten Raumeindruck wieder lebendig.

Der östliche Seitenraum wurde im Zuge der Restaurierungsarbeiten mit einer Glastür vom Mittelraum getrennt und konnte mit einem Möbelarrangement ausgestattet werden. Einige dieser Möbel wurden anhand von Vorbildern rekonstruiert und die textilen Bezüge in Anlehnung an historische Fotos beschafft.


Die Wandbilder im mittleren Raum mit Darstellungen des Konfuzius sind relativ gut erhalten geblieben. Sie waren auf mineralischen Grund gemalt worden, so dass sie den klimatischen Bedingungen standhalten konnten. Hier wurden vor allem erforderliche Malschichtfestigungen und Retuschen vorgenommen. Ursprünglich bestimmten auch Papiertapeten den Raumeindruck. Diese fügten sich zu einem Panoramabild zusammen, das die Herstellung von Seide zeigte. Die Tapeten sind bis auf ein einziges Segment unwiederbringlich verlorengegangen. Vom Motiv des verbliebenen Segments wurde eine Kopie angefertigt und wieder eingebaut. Sie gibt nun einen Eindruck von der Qualität und Raumwirkung. Es ist die Ernte der Maulbeerbaumblätter, die Nahrung der Seidenraupe, zu sehen. Alle original erhaltenen Papiertapeten werden jetzt im Zentraldepot der Kulturstiftung aufbewahrt.

Finanzielle Unterstützung und Arbeitsschritte

Dank der finanziellen Unterstützung der Europäischen Union, der Bundesrepublik Deutschland sowie des Landes Sachsen-Anhalt, die Gelder im Rahmen des Kulturinvestitionsprogramms des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und im Rahmen des Leuchtturmprogrammes beisteuerten, konnte die lang erhoffte Restaurierung des Hauses 2009 beginnen.

Arbeitsschritte:
2009 – Einrüstung, Fassade, Dachstuhl, Dacheindeckung
2010 – Farbfassung Dach, Dachklempnerarbeiten, Wandbilder, Deckenbild, Deckenputz, Wandfassung, Türen
2011 – Fußboden, Tapetenrahmen, Freitreppe, Wandnischen Mittelraum, Rekonstruktion Lampions
2012 – Beendigung der Fußbodenarbeiten, Teilrückbau Rüstung, Vorbereitungen zu weiteren Leistungen für die Innengestaltung
2013 – Beginn Konservierung und Restaurierung der Tapetenfragmente, Beginn der Möbelrestaurierung, abschließende Arbeiten am Umgang
2014 – Abschluss der Tapetenrestaurierung, Nachschöpfung der fehlenden Tapeten, Scannen und digitale Bearbeitung von Tapeten aus den Schlössern Paretz und Wörlitz sowie Neuschöpfungen der konservierten bauzeitlichen Tapeten, Beendigung der Möbelrestaurierung
2015 –Nachdruck der Tapeten, Einbau der Nachdrucke, Restaurierung der Polster auf den Möbeln, Papierrestaurierung an den Füllungen des Wandschirmes

Kosten: 1,3 Millionen Euro

Akteure:

Projektleitung KsDW, Abteilung Baudenkmalpflege: Robert Hartmann
Planer: Hinrich Rademacher
Baubegleitender Restaurator: Thomas Dietenberger

Sonderführungen „China im Gartenreich” von Mai bis September

Neben speziellen Sonderführungen zur Restaurierung des Chinesischen Hauses bietet die Kulturstiftung DessauWörlitz einmal wöchentlich die Themenführung „China im Gartenreich” an. Während der Führung wird zum einen über die ostasiatischen Einflüsse im Gartenreich berichtet, zum anderen das Chinesische Haus mit seiner facettenreichen Geschichte präsentiert. Die Sonderführungen finden von Mai bis September immer samstags um 11:00 Uhr statt. Zudem wird es künftig möglich sein, nach Öffnung der Gittertüren den Umgang zu betreten. Die Fenstertüren ermöglichen Blicke in das Gebäude.

Schloss und Park Oranienbaum

Etwa neun Kilometer östlich von Dessau entfernt liegt der Ort Oranienbaum. Er zählt zu den wenigen weitgehend erhaltenen barocken Ensembles aus Schlossanlage und Stadt. Begründet wurde der Ort von Henriette Catharina von Oranien-Nassau (1637–1708), der Urgroßmutter des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817). Henriette Catharina, Gemahlin des Fürsten Johann Georg II. von Anhalt-Dessau (1627–1693), ließ sich die großzügige Anlage ab 1683 als Sommersitz errichten und später zum Witwensitz ausbauen.

Die aus dem Haus Oranien-Nassau stammende Prinzessin gab dem Ort nicht nur einen auf ihre Familie bezogenen Namen, sondern verlieh dem Schloss auch das holländische Gepräge. Mit der Errichtung des Schlosses war auch die planmäßige Anlage einer Stadt und eines Schlossgartens (28 ha) nach niederländischem Vorbild verbunden. Eine reiche Innenausstattung mit kostbaren Ledertapeten, Fayencen und Gemälden gab dem Haus seinen Glanz.

Die glanzvollen Zeiten für das Schloss Oranienbaum enden mit dem Tod der Fürstin im Jahr 1708. Ihr Sohn, Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau (1676–1747), der Alte Dessauer genannt, nutzte es, wie auch dessen Nachfolger, vor allem als Jagdschloss. Erst Fürst Franz widmete sich in den 1780er Jahren wieder Schloss und Garten. Er gestaltete nicht nur zahlreiche Räume des Hauses in chinesischem Stil um, er bezog auch die barocke Gartenanlage in die Landesverschönerung des Gartenreiches ein. Am südlichen Rande des Parks entstand ab 1812 eine der längsten Orangerien Europas, die seither ohne Unterbrechung zur Unterbringung eines reichen Pflanzenbestandes genutzt wird. Zudem wurde der ehemalige barocke Inselgarten zu dem einzigen, heute noch weitgehend erhaltenen Englisch-chinesischen Garten des 18. Jahrhunderts, umgestaltet. Er bildet ein wichtiges Element in der Stilvielfalt des Gartenreiches.
 

 
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Robert Hartmann, Projektleitung
Referatsleiter Bauforschung und Baudenkmalpflege, Zentraldepot
E-Mail: hartmann@ksdw.de

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Stabsstelle Kommunikation und Service
E-Mails: krebs@ksdw.de // franzke@ksdw.de

Kontakt Kulturstiftung DessauWörlitz

Schloss Großkühnau, Ebenhanstraße 8
06846 Dessau-Roßlau
Tel.: 03 40–64 61 50 // E-Mail: ksdw@ksdw.de
   
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