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Blick zur Decke des Festsaales
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Medieninformation vom 15. Dezember 2016

Restauriertes Deckengemälde schmückt wieder Festsaal des Schlosses Wörlitz

Die Kulturstiftung DessauWörlitz hat ein weiteres wichtiges Etappenziel bei der Wiederherstellung des Schlosses Wörlitz erreicht. Nach monatelanger Restaurierung ist gestern das große Deckengemälde des Festsaales wieder angebracht worden.


Erstmals nach seinem Einbau im Jahr 1773 war es in diesem Frühjahr abgenommen worden, um es umfassend aufzuarbeiten und zu sichern. Das Anbringen erforderte sehr viel Fingerfertigkeit, denn es wurde die ebenfalls restaurierte Originalhängung genutzt. Dabei handelt es sich um sechs handgeschmiedete Gewindestangen, die Bild und Rahmen tragen. Diese waren im 18. Jahrhundert durch die Decke geführt und im Raum über dem Festsaal mit Kontermuttern festgehalten worden.
Die Restaurierung aller Wandbilder war nötig geworden, weil Klimaschwankungen, Wassereinbrüche, zurückliegende Restaurierungsversuche und das Tageslicht Spuren hinterlassen hatten. Die Arbeiten erfolgen durch vier Gemälderestauratoren-Teams im Rahmen der seit 2000 laufenden umfassenden Restaurierung des Schlosses in Vorbereitung auf das Jubiläum anlässlich des 200. Todestages des Herzogs Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) im kommenden Jahr. Dann werden erstmals nach zwei Jahrhunderten vom Keller bis hinauf zum Belvedere alle Räume des Schlosses zu sehen sein.
Bis zur gesamten Wiederherstellung inklusive komplett restaurierter originaler Innenausstattung im Jahr 2019 werden etwa 15 Millionen Euro aus Leuchtturmmitteln in das Schloss Wörlitz investiert worden sein.

Das Deckenbild des Festsaales

Das Bild gehört zu den größten Reiseandenken des Fürsten Franz an Italien. Es ist eine Kopie der berühmten lebensvollen Götterdarstellungen der Brüder Annibale und Agostino Caracci, die jeder Grand Tourist des 18. Jahrhunderts im Palazzo Farnese in Rom bewunderte. Auch der junge Fürst aus Anhalt-Dessau war von diesen, aus dem 17. Jahrhundert stammenden Malereien fasziniert. Deshalb ließ er sich für sein Schloss Wörlitz diverse Kopien anfertigen. Die größte Arbeit ist das Deckengemälde für den Festsaal, das eine Fläche von mehr als zehn Quadratmetern erreicht. Es zeigt den Triumphzug des Weingottes Bacchus, der von der friedlichen Eroberung Asiens zurückkehrt. Nicht Schlachtmusik und Kampf, sondern Festmusik und Wein haben der Sage nach die Zivilisierung des Ostens bestimmt. Den Gott des Weines begleitet seine Gemahlin Ariadne, die mit dem bekannten Ariadnefaden dem Helden Theseus half, aus dem Labyrinth des Minotaurus herauszufinden. Bacchus sitzt auf einem goldenen Wagen, an dem goldene Tiger eingespannt sind.
Ariadnes silberner Wagen wird von zwei weißen Böcken gezogen. Der Reiter auf dem Esel ist Silenas, der Erzieher des Bacchus. Nymphen, Satyrisken und Genien umgeben sie. Für das Kopieren gewann der von Fürst Franz mit der Beschaffung der Bilder beauftragte Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736–1800) in Rom den italienischen Maler Vincenzo Robigliard. Als das Deckengemälde 1772 in Wörlitz eintraf, erwies es sich allerdings für die bereits fertiggestellte Aussparung im Stuck der gewölbten Decke des Großen Saales als deutlich zu klein. Kurzerhand wurde das Gemälde an drei Seiten angestückt und mit Hintergrundmalerei komplettiert, so dass das Versehen perfekt kaschiert war.

Die umfassende Restaurierung der Gemälde

Angesichts ihres hohen Alters waren alle Gemälde immer noch in einem guten Zustand. Dennoch hatten die in einem Sommerschloss nicht ausbleibenden Klimaschwankungen und auch das Tageslicht ihre Zeichen hinterlassen. Zudem war den Bildern durch Renovierungsversuche aus der Vergangenheit Schaden entstanden. So hatten Firnis-Aufträge den duftigen Malereien ihren Fresko-Charakter genommen und zu einem bräunlichen Galerie Ton geführt. Und alle blauen Partien waren merklich blasser geworden, weil man für die großen Himmelsflächen ein preiswertes, nicht ganz lichtbeständiges Pigment verwendet hatte, das sogenannte Preußischblau. Am Deckenbild war es an den Leinwandrändern zu Rissen und Löchern gekommen, die den Verlust einiger Partien zufolge hatten. Darüber hinaus war die originale Malerei auf den oben beschriebenen Anstückungen anders gealtert als das in Italien gemalte Hauptstück des Gemäldes, so dass sich im Himmel ein 30 cm
breiter Streifen in grellerem Blau verfremdend abzeichnete. All diese Schäden sind nun behoben. Risse und Löcher wurden geschlossen, die Leinwandränder verstärkt. Das Bild ist gereinigt. Fehlstellen sind ersetzt, Verfärbungen retuschiert. Und nicht zuletzt wurden die Farbschichten gefestigt. Auch die Hängung wurde restauriert. Insgesamt arbeiten vier Teams aus jeweils mehreren
Diplom-Gemälderestauratoren daran, allen Gemälden wieder zu ihrer ursprünglich beabsichtigten freskalen Erscheinung zu verhelfen. Sie kommen aus Leipzig, Berlin, Falkensee und Potsdam.
Seitens der Kulturstiftung DessauWörlitz erhalten sie von Annette Schmädt (KsDW-Abteilung Schlösser und Sammlungen) und Annette Scholtka (KsDW-Abteilungsleiterin Baudenkmalpflege) fachliche Unterstützung. Beide verfügen über langjährige Erfahrungen an Gemälden und Raumausstattungen in den Häusern der KsDW.

Das Schloss Wörlitz

Das Schloss war 1769 bis 1773 unter Leopold III. Friedrich Franz, Fürst und seit 1807 Herzog von Anhalt-Dessau, errichtet worden. Der Baumeister Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736–1800)
schuf mit diesem „Landhaus” den Gründungsbau des deutschen Klassizismus; ein wichtiger Grund für die Aufnahme des Gartenreichs Dessau-Wörlitz in die Welterbeliste der UNESCO. Das Schloss stellt eine revolutionäre baukünstlerische Leistung dar. Nicht mehr ein dynamisch gegliederter barocker Baukörper mit geschwungenen Fassaden und reicher Dekoration präsentiert sich dem Betrachter. Sondern die Bauteile sind klar begrenzt, die Wände als Flächen betont, die Dekoration ist maßvoll. Und die Innenausstattung überzeugt durch Qualität und Funktionalität.
Als getreue Schüler Johann Joachim Winckelmanns (1717–1768) haben sich Fürst Franz und Erdmannsdorff so sehr an die Wiederaufnahme der antiken Motive gehalten, dass sie sogar die Fehlstellen als übernehmenswert betrachteten, wie Details der Fassade verdeutlichen. Der Engländer Robert Wood hatte in den „Ruinen von Palmyra” 1753 die antiken Bauten sorgfältig aufgemessen, gezeichnet und gestochen. Erdmannsdorff übernahm die Vorlagen für die profilierten Fenster- und Türeinfassungen, Sohlbankgesimse und Fenstergiebel mit Zahnfrisen aus Palmyra nahezu komplett. Das Jahr 2017 – Toleranz mit Franz Anlässlich des 300. Geburtstages Winckelmanns und des 200. Todestages des Herzogs Franz Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau hat während seiner Regentschaft in vielen Lebensbereichen einen Musterstaat errichtet. Durch sein umfassendes Landesverschönerungsprogramm entstand das heute weltberühmte Flächendenkmal Gartenreich Dessau-Wörlitz. Inmitten dieses UNESCO-Welterbes werden im kommenden Jahr gleich zwei Jubiläen begangen: der 200. Todestag des Gartenreichgründers sowie der 300. Geburtstag des Vaters der Kunstgeschichte Johann Joachim Winckelmann. Da den Fürsten und den bedeutenden Archäologen eine von gegenseitiger Hochachtung und Sympathie geprägte Freundschaft verband, erinnert die Kulturstiftung DessauWörlitz im Jahr 2017 an das Leben und Wirken beider Protagonisten. Eine Ausstellung im Haus der Fürstin in Wörlitz widmet sich dem Leben und Werk Winckelmanns und natürlich der engen Beziehung zu seinen Dessauer Freunden. Das vielleicht wichtigste Zeugnis der Freundschaft dieser beiden Männer dürfte jedoch das Schoss Wörlitz sein. Als erstes klassizistisches Bauwerk auf dem Kontinent gilt es als architektonische Umsetzung des Winckelmann‘schen Anspruches an die Kunst: „Durch Nachahmung der Alten unnachahmlich zu werden.” Erstmals nach Jahrzehnten sind im kommenden Jahr zu Ehren des Erbauers alle Räume des Schlosses, vom Keller bis hinauf zum Belvedere, nach der erfolgten Sanierung erkundbar.
 

 
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