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Der Kamin im Schlafzimmer mit dem Gemälde eines Schiffbruches darüber
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Sturm an einer Felsenküste von Claude Vernet
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Die Liegende Venus von Guido Cagncci
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Blick in den Raum mit dem Bett und den neu gehängten Grafiken
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Der Tod des General Wolf
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Herkules migenes - ein Geschenk von Kardinal Albani an den Fürsten
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Darstellung des Ganymed an der Decke des Zimmers
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Pressemeldung vom 24. April 2013

Das Schlafzimmer des Fürsten Franz von Anhalt-​Dessau im Schloss Wörlitz

Die Kulturstiftung DessauWörlitz präsentiert ein weiteres Etappenziel bei der Restaurierung und Wiederherstellung des Wörlitzer Schlosses. Das kleine, vermeintlich bescheidene Schlafkabinett des Gartenreichbegründers Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) ist soweit als möglich wieder in seiner ursprünglichen Gestaltung eingerichtet worden.


Als historische Quelle diente hierbei die 1788 erschienene „Beschreibung des Fürstlichen Anhalt-Dessauischen Landhauses und Englischen Gartens zu Wörlitz” von August von Rode (1751–1837). Erste von der Europäischen Union aus dem Kulturinvestitionsprogramm, der Bundesrepublik Deutschland und vom Land Sachsen-Anhalt finanzierte bauliche Arbeiten wurden bereits 2010 abgeschlossen. Seither ist das Schlafzimmer auch wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Die nun komplettierende Ausstattung oblag der Abteilung Schlösser und Sammlungen. In diese aktuellen Maßnahmen flossen insgesamt knapp 40.000 Euro. Drei Viertel der Summe übernahm die Rudolf-August-Oetker-Stiftung, ein Viertel die Kulturstiftung DessauWörlitz aus Eigenmitteln. Damit konnte mit verhältnismäßig geringen Mitteln ein wichtiges Projekt realisiert werden.

Das Schlafkabinett

Das Schlafzimmer des Fürsten Franz ist in mehrerlei Hinsicht außergewöhnlich. Ungewöhnlich ist allein der unmittelbare Anschluss des Schlafzimmers an die Bibliothek. Diese Raumanordnung kennzeichnet den Fürsten als Geistesmenschen und wissenschaftlich Interessierten. Die unzweifelhaft aus englischer Produktion stammenden Möbel aus Mahagoni scheinen die beiden Räume als Ensemble zusammenzuschließen. Besonders bemerkenswert ist das Bett, von dem Rode behauptet, der Fürst habe es eigenhändig entworfen. Es verblüfft mit technischen Finessen, der Raumersparnis durch die Ausziehmöglichkeit zu einem Doppelschläfer, die integrierte Kommode und durch den, durch einen Federmechanismus auszuklappenden Schreibsekretär. Es unterscheidet sich von den üblichen Prunkbetten der Zeit und lässt eher an das capitains bed eines Schiffes der englischen Flotte denken, für die sich der Fürst sehr interessiert hat. Den Fürsten als Staatslenker im Sinne eines Schiffskommandeurs zu deuten, dem es gelingt, gefährliche Klippen und Stürme zu umschiffen, wird durch das als Kaminbild hervorgehobene Gemälde eines Schiffsbruchs bei stürmischer See von Claude Vernet (1714–1789) unterstützt.

Jacob Philipp Hackerts (1737–1807) Landschaftsbilder und Friedrich Rehbergs (1758–1835) antikische Idylle sind weitere wichtige Bilder, die das Schlafzimmer schmücken. Mit beiden Malern haben der Fürst und sein Architekt und künstlerischer Berater Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736–1800) auf ihren Italienreisen Kontakt gepflegt. Zwei Gemälde sind kriegsbedingte Verluste, anders als die Darstellung eines Götterfestes von Cornelis Poelenburgh (1594–1661), das 1958 nach der Rückführung aus der Sowjetunion in der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau verblieben ist. Das ursprünglich direkt über dem Bett des Fürsten angebrachte Bild aus der „Oranischen Erbschaft” ist in die Jupiterthematik der Decken- und Wandbilder des Raumes eingebunden, die direkt auf den Fürsten zu beziehen ist und seinen Herrschaftsanspruch unterstreicht. Die Kulturstiftung strebt deshalb auch eine Rückführung des Bildes an. Aktuell ist ein Leihantrag an die Stadt Dessau-Roßlau gestellt, um dieses für die Raumausstattung bedeutende Stück wieder an seinen ursprünglichen Platz zu bringen.

Das komplette Ausstattungsprogramm dieses Raumes ist eine sorgfältig, nach vielerlei inhaltlichen Gesichtspunkten zusammengetragene Auswahl vorzüglicher Stücke, Werke persönlicher Vorlieben oder kostbarer Geschenke hochrangiger Reisebekannter. Der Kamin und die Kartenkommode mit der Aufstellung von Preziosen wie die Bronze-Statuetten des Giacomo Zoffoli (1731–1785), die Derbyshire-Stone-Vasen und kostbare Antiken sowie die englischen Möbel erwecken den Eindruck, sich im Schlafzimmer eines aufgeschlossenen britischen Aristokraten und kennerschaftlichen Sammlers zu befinden.

Die Wiederherstellung

Ausgangspunkt für die Wiederherstellung des Schlafkabinetts war die umfassende, durch die Rudolf-August-Oetker-Stiftung großzügig geförderte Restaurierung des wandbestimmenden Gemäldes eines liegenden weiblichen Aktes. Der Vorleser und Reisebegleiter der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau (1750–1811), Friedrich von Matthisson (1761–1831), berichtet in seinen Schriften, das Gemälde sei vom Fürsten selbst aus Italien mitgebracht worden. Dass man sich auf derlei Berichte nicht verlassen kann, beweist ein Dokument vom 9. August 1787 aus Dresden, das zum Verkauf des Bildes Auskunft gibt. Es wird im Landesarchiv in Dessau verwahrt. Die traditionelle Zuschreibung an den im 18. Jahrhundert hochgeschätzten italienischen Maler Domenichino (1581–1641) kann nicht aufrechterhalten werden. Neuerdings wird das Bild dem nicht weniger geachteten, aufgrund seines sinnlichen Naturalismus begehrten Guido Cagnacci (1601–1663) neu zugeschrieben.

Die auffälligste Veränderung im Schlafzimmer des Fürsten ergibt sich durch die sieben faksimilierten und historischen gerahmten Reproduktionsgraphiken nach Gemälden des Benjamin West, die Rode als berühmte Stücke beschreibt und die für die Gesamtwirkung des Raumes von besonderer Bedeutung sind. Die sieben Graphiken sind in einer besonderen, sehr aufwendigen Drucktechnik, der in England neu aufgekommenen Schabkunst, erzeugt. Die 1777 im Braunschweiger Kunsthandel gekauften Blätter galten nicht nur aufgrund der graphischen Technik als Sensation, sondern auch wegen der dargestellten Szenen, wie das berühmteste unter ihnen, „Der Tod des General Wolfe”. Die Arbeiten fanden unter den Zeitgenossen begeisterten Zuspruch. Der in Pennsylvania in Amerika geborene Benjamin West (1738–1820) wurde in Italien geschult und war als Historienmaler nach England gegangen. Sein Werk erregte größtes Aufsehen. Er hatte es gewagt, das aktuelle Ereignis, den Tod des General Wolfe im Jahr 1759 im „French and Indian War”, zeitgenössisch darzustellen, statt die Beteiligten in antiken Kostümen zu zeigen. Das galt für Historien dieser Zeit als ein „Decorum-Verstoß”. General Wolfe war bei der englischen Eroberung des ehemals französischen Quebec durch die britischen Truppen für die Freiheit der Nation gefallen. Das Bild war also hochmodern, in der kunsthistorischen Diskussion und ein nationales Identifikationsbild.

Hinzugefügt wurde auch der originale Kaminschirm mit Ansichten von Rom. Zudem wurden auf der Kartenkommode wieder Preziosen aufgestellt: ein bedeutender antiker Krater (Gefäß), zwei Bronzen, zwei Wedgwood-Vasen sowie zwei Derbyshire-Stone-Vasen.

Mit der Rekonstruktion der Graphiken und der weiteren Ergänzungen des originalen Interieurs ist es dem Besucher nunmehr möglich, den Raumeindruck des 18. Jahrhunderts und die Geisteshaltung, den Kunstgeschmack und den Herrschaftsanspruch des Fürsten in dem der Öffentlichkeit zugänglichen Schauschlafzimmer nachzuempfinden.

Das Schloss Wörlitz

Das Schloss war 1769 bis 1773 unter dem Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau errichtet worden. Der Baumeister Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff schuf mit diesem „Landhaus” den Gründungsbau des deutschen Klassizismus; ein wichtiger Grund für die Aufnahme des Gartenreiches Dessau-Wörlitz in die Welterbeliste der UNESCO.

Das Schloss stellt eine revolutionäre baukünstlerische Leistung dar. Nicht mehr ein dynamisch gegliederter barocker Baukörper mit geschwungenen Fassaden und reicher plastischer Dekoration tritt uns entgegen. Sondern die einzelnen Bauteile sind wieder klar begrenzt, die Wände als Flächen betont, die Dekoration ist maßvoll.

Seit Jahren gefährdeten erhebliche Schäden das herausragende Architekturzeugnis. Insbesondere der Echte Hausschwamm und Anobienbefall hatten die Bausubstanz stark angegriffen. Mit Mitteln der Europäischen Union aus dem Kulturinvestitionsprogramm, der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Sachsen-Anhalt wird das Schloss seit dem Jahr 2000 schrittweise restauriert. Seither wurden insgesamt mehr als acht Millionen Euro in die Wiederherstellung des Schlosses Wörlitz investiert. Bis zur geplanten Fertigstellung im Jahr 2017 wird etwa noch einmal so viel nötig sein, um insbesondere die Arbeiten im Erdgeschoss abzuschließen und die Innenausstattung inklusive der noch vorhandenen Möblierung zu komplettieren. Entsprechend des Baufortschritts werden nach und nach alle Räume für die Besucher zugänglich sein.
 

 
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