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Das Bildnis der Fürstin Louise von Johann Friedrich August Tischbein
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Pressemitteilung vom 24. September 2012

Bildnis der Fürstin Louise von Anhalt-​Dessau von Johann Friedrich August Tischbein

Der Ankauf wurde durch das Kultusministerium des Landes Sachsen-​Anhalt, die Kulturstiftung der Länder und die Gesellschaft der Freunde des Dessau-​Wörlitzer Gartenreiches e. V. ermöglicht.

Dieses bis dahin unbekannte, ganzfigurige Porträt der Louise wurde am 24. September 2012, am Geburtstag der Fürstin Louise, erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.


Der Kulturstiftung DessauWörlitz ist es am 19. April 2012 erfreulicherweise gelungen, bei einer Gemäldeauktion im Dorotheum in Wien den Zuschlag für ein bemerkenswertes Bildnis der Louise Fürstin von Anhalt-Dessau (1750- 1811) zu bekommen. Dieses
bis dahin unbekannte, ganzfigurige Porträt der Louise stammt von der Hand des Johann Friedrich August Tischbein (1750-1812). Es wurde am 24. September 2012, am Geburtstag der Fürstin Louise, erstmals in Anwesenheit von Vertretern des Kultusministeriums des Landes Sachsen-Anhalt, der Kulturstiftung der Länder und der Gesellschaft der Freunde des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches e. V. der Öffentlichkeit präsentiert. Durch die finanzielle Unterstützung dieser drei Institutionen wurde eine Teilnahme an der Auktion
erst möglich.

Der Ankauf passt exakt in das Sammlungskonzept der Kulturstiftung DessauWörlitz, das sich neben dem Rückkauf ehemaliger Schlossausstattungen und Landschaftsbildern aus dem Gartenreich, u. a. zur Rekonstruktion von Landschafts- oder Gartenpartien, vor allem auf Bildnisse von Mitgliedern des anhaltinischen Fürstenhauses konzentriert. Hierbei stehen an erster Stelle Fürst Franz und Fürstin Louise von Anhalt-Dessau. Dass das Gemälde vom bedeutenden Dessauer Hofmaler Johann Friedrich August Tischbein stammt, eine vorzügliche Malqualität aufweist und die Provenienz auf einen wichtigen Zeitabschnitt im Leben der Louise verweist, macht den Zuwachs für die Bildnissammlung der Kulturstiftung so wertvoll.

Johann Friedrich August Tischbein

ist ein bedeutendes Mitglied der berühmten hessischen Künstlerfamilie. 1795 wurde Tischbein nach einer internationalen Karriere Hofmaler in Dessau. Er folgt mit seinen Bildnissen einer modischen, an der Antike und der englischen Porträtkunst orientierten Strömung. Diese fand auch Gefallen am aufgeklärten anhalt-dessauischen Hof des weit gereisten Fürsten Franz und seiner Frau Louise von Anhalt-Dessau.

Louise Fürstin von Anhalt-Dessau
Die Dargestellte, Louise Henriette Wilhelmine von Anhalt-Dessau, verdient als Gemahlin des Gartenreichbegründers, des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau besondere Aufmerksamkeit. Die Fürstin ist eine gebürtige Prinzessin von Brandenburg-Schwedt, einer Nebenlinie des in Preußen regierenden Hauses Hohenzollern. Ihre Heirat 1767 mit dem Fürsten Franz von Anhalt-Dessau, ihrem Cousin, war von König Friedrich II. von Preußen aus politischen Gründen initiiert worden und die Prinzessin hatte sich diesen Plänen zu fügen. Jahrzehntelang verfasste die Dessauer Fürstin 2844 Tagebuchseiten, wodurch umfangreiche Informationen über Louises Lebensumstände überliefert sind. Die physisch und psychisch anfällige Fürstin unternahm Reisen, die sie nach Italien, in die von ihr geliebte Schweiz und nach Südwestdeutschland führten. Die Ehe des Fürstenpaares verlief unglücklich; auf besagten Reisen suchte Louise die räumliche Trennung vom bedrückenden Leben am Dessauer Hof.

Durch Vermittlung des Dichters Matthissons machte sie 1798 die Bekanntschaft mit der Familie Hartmann in Stuttgart. Hier, in anspruchsvoll bürgerlicher Atmosphäre, fühlte sich die Dessauer Fürstin wohl, was sich in der Folgezeit zu einer fast familiären
Nähe entwickelte. Der Vater des Hauses, Hofrat Johann Georg Hartmann, wurde von der Fürstin liebevoll „Pappa” gerufen. Dass Louise den hoffnungsvollen Spross der Familie, den Maler Ferdinand Hartmann protegiert hat und ihm durch ihr königliches
Machtwort sogar das Überleben in den mörderischen napoleonischen Kriegen sicherte, ist nicht reine Familiensaga, sondern durch ihre Tagebuchaufzeichnungen überliefert. Das stattliche Hartmann-Haus (drei volle Etagen von sieben Achsen) erwarb sie Anfang
1801. Ohne Unterbrechung bewohnte sie es von 1802 bis 1804, was in Dessau als skandalös empfunden wurde. Sie wollte somit ihre eheliche, tatsächlich aber lediglich räumliche Trennung vom regierenden Fürsten von Anhalt-Dessau bekräftigen. Der
Sohn des Hauses, Johann Georg August Hartmann, war mit Anna Marietta, geb. Dannenberger, verheiratet. 1804 wurde ihnen die Tochter Marietta geboren, deren Patin Louise wurde. Marietta heiratete in die Familie Zoeppritz, in deren Besitz sich das Bild
Jahrzehnte lang befand.

Das Porträt

Die vom Dorotheum angegebene Provenienz des Bildes und der alte, handgeschriebene Klebezettel auf der Bildrückseite unterstreichen die enge Bindung der Louise von Anhalt mit der Familie Hartmann und erlauben, das Gemälde als Freundschaftsbildnis zu bezeichnen. Die Fürstin selbst wird das Bild 1797 bei Tischbein in Auftrag gegeben
haben. Die im Bildnis angelegte elegische Stimmung, das Alleinsein im großen Garten sowie ihre klassizistische Gewandung, entsprechen ganz der Situation, der Gefühlswelt und der Geisteshaltung der Louise nach der Rückkehr von ihrer Grand Tour aus Italien.
Trotz der vom Fürsten ausgehenden endgültigen Trennung war sie in Italien noch einmal aufgelebt, durch die Eindrücke der Kunst, die Verliebtheit in ihren Cicerone Alois Hirt und die Bekanntschaft mit zahlreichen Künstlern und Künstlerinnen, wie vor allem
Angelika Kauffmann. Durch das satte Grün der Gartenanlage, das Fruchtstillleben auf der Gartenbank und die reiche Gartenarchitektur erhält das Bild eine heitere Grundstimmung,
die andere Bildnisse vermissen lassen.

Wo anders wäre das Bildnis der Louise Fürstin von Anhalt-Dessau, der Gartenenthusiastin, besser aufgehoben, als in dem ihr zum Geschenk gemachten Luisium, dem harmonischsten und gelungensten Schlossbau Erdmannsdorffs und dem idyllischsten Garten im Gartenreich überhaupt? Dort nämlich soll das Bildnis, neben dem der Angelika Kauffmann und dem neugotischen Porträt des Heinrich Olivier präsentiert werden. Mit Tischbein ist somit auch der Maler im Luisium präsent, der als Hofmaler in Anhalt-Dessau in der Lage war, den Vorstellungen eines aufgeklärten Porträts zu entsprechen.
 

 
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