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Prinz Eduard von Anhalt und Edda Darboven, geborene Prinzessin von Anhalt
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Prinz Albert von Anhalt-Dessau
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Bildnis des Fürsten Johann
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Bildnis des Fürsten Joachim
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Prof. Dr. Börsch-Supan
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Dr. Werner Schade
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22. Februar 2007

Pressemitteilung des Kultusministeriums des Landes Sachsen-​Anhalt

Kulturstiftung DessauWörlitz erhält neu erworbene Bilder von Lucas Cranach d.Ä. und Christian Friedrich Reinhold Lisiewski

Kulturstaatssekretär Dr. Valentin Gramlich übergibt dem Direktor der Kulturstiftung DessauWörlitz, Dr. Thomas Weiss, drei besonders bedeutende Porträts Anhaltischer Prinzen als Dauerleihgaben des Landes.


Dauerleihgaben des Landes werden übergeben

In Anwesenheit der Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, Isabel Pfeiffer-Poensgen, des Prinzen Eduard von Anhalt, seiner Gattin Corinna, Prinzessin von Anhalt und seiner beiden Töchter Eilika, Prinzessin von Anhalt und Felicitas, Prinzessin von Anhalt, von Edda Darboven, geborene Prinzessin von Anhalt und James von Anhalt hat Kulturstaatssekretär Dr. Valentin Gramlich heute dem Direktor der Kulturstiftung DessauWörlitz, Dr. Thomas Weiss, drei besonders bedeutende Porträts Anhaltischer Prinzen als Dauerleihgaben des Landes übergeben. Es handelt sich dabei um zwei Fürstenporträts von Lucas Cranach d. Ä. (1472 – 1553) und das Bildnis des Prinzen Albert von Anhalt-Dessau von Christian Friedrich Reinhold Lisiewski (1725 – 1794). Im Jahr 2006 ist es dem Land Sachsen-Anhalt mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder gelungen, diese Kunstwerke aus dem Besitz des Herzoglichen Hauses Anhalt zu erwerben.

Als renommierte Kunst-Sachverständige erläuterten Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan und Dr. Werner Schade die besondere Bedeutung dieser drei Gemälde.

Bedeutung für die Kulturstiftung DessauWörlitz

Der Ankauf der beiden Bildnisse anhaltischer Fürsten von Lucas Cranach d. Ä ist für die Kulturstiftung DessauWörlitz überaus bedeutsam, weil zwei kunsthistorisch, historisch und regional wichtige Kunstwerke an einen der wichtigsten Sammlungsorte altdeutscher Gemälde aus dem 18. Jahrhundert zurückgeführt werden. Fürst Leopold III. Friedrich Franz hatte im Gotischen Haus neben vielen anderen Meistern 31 Gemälde von der Hand Cranachs bzw. aus seiner Werkstatt vereinigt. Heute verfügt die Sammlung nur noch über 11 Arbeiten der Cranachs, wobei nur drei eigenhändig sind. Deshalb ist für die Stiftung die Rückgewinnung gerade dieser beiden Cranachgemälde als wesentliche Originale besonders wichtig. Das Gotische Haus als zukünftiger Standort der Bildnisse zählt zu den Highlights des Gartenreiches Dessau-Wörlitz, das seit dem Jahr 2000 Teil des UNESCO-Welterbes ist.

Das von Christian Friedrich Reinhold Lisiewski, einem der bedeutendsten Porträtmaler Norddeutschlands, geschaffene Bildnis des Prinzen Albert von Anhalt-Dessau zählt zu den Meisterwerken der frühklassizistischen Porträtmalerei. Es wird zukünftig im Schloss Mosigkau für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Dank

Staatssekretär Gramlich dankte der Kulturstiftung der Länder, die nunmehr zum dritten Mal mit ihrer finanziellen Unterstützung in hervorragender Weise die Bemühungen des Landes unterstützt habe. Sein weiterer Dank galt dem Herzogli-chen Haus Anhalt für die Möglichkeit, diese Gemälde für das Land erwerben und damit einer breiten und überaus interessierten Öffentlichkeit präsentieren zu können. Gramlich: „Das Land Sachsen-Anhalt und die Erbengemeinschaft Anhalt tragen gemeinsam Sorge für den Erhalt und die Entwicklung der Kulturlandschaft in Sachsen-Anhalt. Das ehemals in Sachsen-Anhalt regierende Haus Anhalt hat sich große Verdienste um die deutsche Kultur und die europäische Geschichte erworben. Die Ausstattungen der Schlösser, die Anlage der Gärten, die „Idee des Gartenreiches" und vieles andere gehen auf das Wirken des Anhaltinischen Geschlechtes zurück. Historische Persönlichkeiten wie der „Alte Dessauer", Prinzessin Sophie Auguste als Zarin Katharina II. von Russland oder Herzog Leopold III. Friedrich Franz bestimmten die Entwicklung ihrer Zeit entscheidend mit. Die Aufgabe des Landes Sachsen-Anhalt ist es heute, den bedeutenden Schatz des überlieferten Kulturgutes und die unverwechselbare Kulturlandschaft für die Menschen die hier leben und für die Besucher unseres Landes sowie für nachfolgende Generationen zu erhalten.”

Zur Bedeutung der angekauften Gemälde

1. Christian Friedrich Reinhold Lisiewski, (1725 – 1794)

Bildnis des Prinzen Albert von Anhalt-Dessau
Öl auf Leinwand, 134,1 x 107,6 cm

Ch. F. R. Lisiewski ist - in der Fachwelt bislang absolut unterschätzt - einer der bedeutendsten Porträtmaler Norddeutschlands in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er steht in der Nachfolge von Antoine Pesne und übertrifft an malerischer Qualität die Arbeiten seines Vaters Georg Lisiewski bei weitem. Von 1752 bis 1772 war er in Dessau als Hofmaler angestellt und dokumentierte mit seinen Bildnissen den Dessauer Hof in der Frühphase der Regierungszeit des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau, des Initiators des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches. Insgesamt hingen bis 1945 in den Schlössern Dessau und Ballenstedt 42 Gemälde dieses Malers, der wohl größte Sammlungsbestand weltweit.

Das Porträt des Prinzen Albert, Bruder des Fürsten Franz, gehörte bis zum Zweiten Weltkrieg zur Ausstattung des Dessauer Residenzschlosses. Ch. F. R. Lisiewski hat mit diesem geistreichen und zauberhaften Bildnis ein Meisterwerk der frühklassizistischen Porträtmalerei geschaffen – Fürstenrepräsentation wurde hier durch Charme und Esprit ersetzt. Helmut Börsch-Supan, Berlin, schreibt in seinem Gutachten zu dem Bild: „Zweifellos wird das Porträt im Schloss Mosigkau (Dessau) zu einem Publikumsliebling avancieren”.
Das Bildnis ist vorerst das letzte aus einer Serie von drei weiteren – Porträts des Fürsten selbst und seiner Schwestern -, die vom Land Sachsen-Anhalt für die Kulturstiftung DessauWörlitz in den vergangenen Jahren erworben werden konnten. Im Jahr 2010 wird eine Ausstellung zum gesamten künstlerischen Werk dieses Malers von der Kulturstiftung DessauWörlitz angestrebt.

Fürstenporträts Cranachs aus dem Gotischen Haus

2. Lucas Cranach d. Ä. (1472 – 1553)

Bildnis des Fürsten Joachim
Öl auf Holz, 51,7 x 36,4 x 0,6 cm; Dat. oben rechts 1532 (in Kopfhöhe), Nr. 1474

3. Bildnis des Fürsten Johann

Öl auf Holz, 51,7 x 36,4 x 0,6 cm; Dat. oben links …32, Nr. 1524

Beide Bildnisse sind auf den Rückseiten mit Inventarnummern der herzoglichen privaten Gemäldesammlung versehen, die sie so als ehemalige Ausstattungsstücke des Geistlichen Kabinetts im Gotischen Haus im Wörlitzer Park ausweisen, weswegen sie für die Kulturstiftung DessauWörlitz einen besonderen Wert darstellen. Die sichtbare Datierung 1532 auf beiden Gemälde markiert das Jahr, in dem die Anhaltischen Fürsten vom Katholizismus zum Protestantismus übertraten. Zu den beiden Gemälden gehörte noch ein drittes Bildnis, den Fürsten Georg darstellend (Nr. 1427), das jedoch weiterhin verschollen ist. Alle drei Porträts hingen zu Zeiten des Fürsten Franz als Bildnistryptichon zusammen. Nach 1945 wurden sie aus dem Dessauer Schlosstresor in die Sowjetunion, wahrscheinlich in die Ukraine, abtransportiert. Sie tauchten 2001 unter mysteriösen Umständen wieder in Wien auf.
In der frühesten Beschreibung des Gotischen Hauses von 1817 heißt es zu den Bildern: …Söhne des Fürsten Ernst von Anhalt mit Margaretha, Herzogs Heinrich zu Münsterberg Tochter Johann IV., geb. 1504, 1551 vermählt mit Margaretha, des Curfürsten Joachim I. zu Brandenburg Tochter. Georg III., geb. 1507, 1552 Domprobst zu Magdeburg. Joachim, geb. 1509, 1561. Nach dem Tode der Mutter nahmen die drei Brüder die durch Luther reformierte Religion an, deren Reformation besonders der gelehrte George III. sehr befördern half…
Nach Werner Schade, Berlin, sind die Bildnisse als eigenhändige Hauptwerke L. Cranachs d. Ä. zu betrachten.
Der Herzogliche Gemäldekatalog von 1938 listet insgesamt noch 38 Gemälde von Lucas Cranach d.Ä. und d.J. im Privateigentum des Herzogs Joachim Ernst von Anhalt in den Schlössern Dessau und Ballenstedt auf.
 

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