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Medieninformation vom17. Juli 2014

Welterbestatus des Gartenreiches Dessau-​Wörlitz in Gefahr: Kulturstiftung DessauWörlitz protestiert gegen den beabsichtigten Bau von gigantischen Windrädern

Durch den geplanten Windpark würde insbesondere die optische Integrität am Rande des Welterbegebietes Tag und Nacht erheblich beeinträchtigt. Vor allem die Sichtbeziehungen, die über die Wörlitzer Anlagen hinaus in das Umland konzipiert und bis dato nachvollziehbar sind, würden zerstört.


Die Kulturstiftung DessauWörlitz (KsDW) protestiert in aller Form gegen den beabsichtigten Bau von 200 Meter hohen Windkrafträdern, die von der Stadt Coswig (Anhalt) für den Windenergieanlagenpark Luko geplant sind. Als für ihre Liegenschaften im Gartenreich Dessau-Wörlitz verantwortliche Untere Denkmalschutzbehörde und als Träger öffentlicher Belange spricht sich die KsDW entschieden gegen diese Planungen aus und fordert eine entsprechende Überarbeitung. Bei der Stadt Coswig (Anhalt), die im Juni 2014 den Bebauungsplanentwurf ausgelegt hat, wurde seitens der Kulturstiftung bereits Stellung bezogen und entsprechend Widerspruch angekündigt, da durch die gigantischen Windräder insbesondere die optische Integrität am Rande des Welterbegebietes Tag und Nacht erheblich beeinträchtigt würde. Vor allem die Sichtbeziehungen, die über die Wörlitzer Anlagen hinaus in das Umland konzipiert und bis dato nachvollziehbar sind, würden zerstört. Das wäre eine Katastrophe für das Gartenreich Dessau-Wörlitz. Sollte die Kritik der KsDW nicht zu einer angemessenen Planungsänderung führen, kann in der Folge eine Aberkennung des Welterbestatus der UNESCO drohen.

Zur Begründung führt die KsDW an, dass das Gartenreich Dessau-Wörlitz als UNESCO-Welterbe eines der wichtigsten Alleinstellungsmerkmale der Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg ist, ein Imageträger für die Bundesrepublik Deutschland. Zudem ist das Gartenreich als ein Gebiet der Kultur- und Denkmalpflege sowohl im Landesentwicklungsplan als auch im regionalen Entwicklungsplan raumordnerisch gesichert. Schon jetzt ist das Kulturdenkmal von allen Seiten von Windenergieanlagen umstellt, die das auf weite Sichtachsen konzipierte Erscheinungsbild der von Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau vor mehr als zwei Jahrhunderten angelegten Parkanlagen beeinträchtigen. Bei dem Bau dieser Anlagen war die KsDW zu Kompromissen bereit, um die Energiewende als Staatsziel zu unterstützen. Darüber hinausgehende Bauwerke, wie jetzt vorgesehen, werden jedoch von der Kulturstiftung äußerst kritisch betrachtet. Zu befürchten ist eine unerfreuliche Zuspitzung des Konfliktes zwischen notwendiger Energiegewinnung und unerlässlichem Denkmalschutz.

Die nun geplanten, doppelt so hohen Windräder, zerstörten das Erscheinungsbild komplett, denn die Kolosse wären nicht nur von hohen Gebäuden wie Kirchtürmen oder dem Belvedere des Schlosses Wörlitz zu sehen, sondern auch von Straßen und nicht erhöhten Aussichtspunkten aus, wie von Riesigk kommend vor dem Ortseingang von Wörlitz, in der Horstdorfer Trift oder auch von der Gondelstation im Wörlitzer Park. Damit gingen unter anderem die denkmalgeschützten Sichtachsen verloren. Zudem ist die Kulturlandschaft in großen Bereichen deckungsgleich mit dem ebenfalls von der UNESCO geschützten Biosphärenreservat Mittelelbe, dessen Flora und Fauna bei Umsetzung des Megavorhabens ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wird, wobei im Biosphärenreservat ein nicht wieder gutzumachender Schaden entstehen würde, nicht zuletzt, weil die Warnlichter der Räder nachts pausenlos blinkten.

Das einmalige UNESCO-Welterbe ist ein Tourismusmagnet und ein wichtiges Markenzeichen für Sachsen-Anhalt, das bei einer Umsetzung der aktuellen Planungen einen heute noch nicht bezifferbaren Schaden nehmen dürfte. Die KsDW wird den weiteren Prozess ausgesprochen aufmerksam und kritisch begleiten.
 

Kontakt
Maren Franzke
Kulturstiftung DessauWörlitz
06846 Dessau-Roßlau
+49 (0) 340 / 646 15-44
+49 (0) 340 / 646 15-50
franzke@ksdw.de