Blütenpracht © Alle Rechte vorbehalten.Der Floratempel ist 2014 für Wörlitz-Besucher geöffnet © Alle Rechte vorbehalten.Hermes und Floratempel © Alle Rechte vorbehalten.Die Florastatue im Inneren des Floratempels © Alle Rechte vorbehalten.
|
|
Medieninformation vom 23. April 2014Einladung zu den "Floralien" am 30. April 2014 in WörlitzFest zu Ehren der Göttin FloraErstmals hat die Kulturstiftung DessauWörlitz ein Jahresmotto ausgegeben, um das sich die Angebote im
Reich des Fürsten Franz ranken werden: Flora • Fauna • Gartenfreude. Demnach steht das Jahr 2014 ganz
im Zeichen der Gartenkunst und ihrer künstlerischen Rezeption auf Gemälden, in der Architektur und in den
Interieurs der Schlösser.Mit dem Frühling und der Öffnung der Schlösser lädt die Kulturstiftung in bester Tradition mit den Floralien –
einem Fest zu Ehren der Göttin Flora – zum Besuch des Gartenreiches Dessau-Wörlitz ein.
Die Floralien wurden schon in der Antike Ende April bis Anfang Mai begangen. Im Gartenreich beginnen diese besonderen Festtage am 30. April mit einem Frühlingsfest in den Wörlitzer Anlagen. Die Gäste erwartet bei Kaffee, Kuchen und Maibowle neben viel Wissenswertem zu Flora und Fauna sowie zum Floratempel auch die Präsentation von zeitgenössischen und antiken Texten zu Ehren der Göttin. Musikalisch umrahmt wird der Nachmittag am Blumentheater neben dem Floratempel vom Küchlerquartett aus Leipzig. Zu erleben sind Ulrich Schliephake, 1. Violine, Maren Weiler, 2. Violine, Claudia Knapp, Viola, und Sven Schreiber, Violoncello. Sie präsentieren das Streichquartett Nr. II C-Dur von Pietro Nardini (1722– 1793). Nardini war in Italien der Lehrer von Friedrich Wilhelm Rust (1739–1796), der als Kapellmeister des Fürsten Franz anlässlich der Eröffnung des Wörlitzer Schlosses im Jahr 1773 eigens eine Festkantate komponiert hatte und uraufführte. Im Anschluss an die Darbietungen wird der speziell für diese Saison ausgestattete Floratempel nach langer Zeit mit Sonderführungen für die Besucher geöffnet.
Die Göttin Flora
In der Antike ist Flora die Göttin der Blüte, insbesondere der Getreideblüte. Sie gehört zum Kreis der Vegetationsgötter, der Götter der Erde und des Landbaus. Das älteste Heiligtum der Flora in Rom befand sich am Fuße des Quirinals, dessen Altäre Titus Tatius errichtet haben soll. Die altitalienische Gottheit steht in direkter Beziehung zu Ceres, der römischen Göttin des Ackerbaus. Die Huldigung Floras lässt sich weit vor unsere Zeitrechnung zurückverfolgen. Sie wurde in der Antike mit dem Beinamen „Cerealis” und durch ein eigenes Fest – die Floralien – geehrt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Floralien im Frühjahr gefeiert worden sind. Die älteren Floralia werden Ende April vermutet, also etwa zu dem gleichen Zeitpunkt wie das später eingeführte Fest zu Ehren der Göttin. Dieses stand in engem Zusammenhang mit der im Jahre 238 v. CH. vollzogenen Gründung des zweiten Heiligtums der Flora in Rom, eines Tempels am Circus maximus, der sich in direkter Nachbarschaft zu dem der Dreiheit Ceres-Liber-Libera befand. Laut der sibyllinischen Bücher war das Heiligtum nach einer Missernte errichtet und am 28. April durch Spiele eingeweiht worden.
Die Ludi Florales
Flora gehörte zu den Fruchtbarkeitsgöttern. Im Lauf der Zeit war die Göttin der Blüte zugleich zur Beschützerin der Ernte geworden. Folglich lag ihr Fest in der Zeit der reichen Blüte in Rom. Das Datum der Festtage „Ludi Florales” wurde in einem in Marmor gemeißelten Festkalender fixiert. Nachweislich wurden die Floralien ab 173 v. Chr. abgehalten und dauerten zunächst sechs Tage, vom 28. April bis zum 3. Mai. Bis in das 4. Jahrhundert hinein wurden die Floralien dann vier Tage lang gefeiert, vom 30. April bis zum 3. Mai.
Wie Ovid und Martial berichten, wurden die Ludi Florales mit einer besonderen Ausgelassenheit begangen. Die Tage wurden mit diversen Veranstaltungen verbracht. Berichtet wird von blumenbekränzten, vom Wein trunkenen, tanzenden Zechern und vom Anzünden von Lichtern. In anderen Schilderungen wird von Wettläufen erzählt.
Das ausführlichste und farbenreichste Portrait der Flora ist bei Ovid im fünften Buch seiner Fasti, einem Kalender der römischen Feste, nachzulesen. Er lässt die Göttin persönlich auftreten und von sich und dem Fest erzählen. Demnach war sie ursprünglich Chloris, die Nymphe der glücklichen Felder. Erst als der warme
Westwind Zephyr sie geraubt und zu seiner Frau gemacht hatte, wurde sie zu Flora. Als Mitgift erhielt sie ein Land, in dessen Mitte ein fruchtbarer Garten lag. Zephyr füllte ihren Garten mit Pflanzen und erhob sie zur Herrin der Blumen. Darauf tauchte Flora die Erde, die bis dahin nur eine Farbe besessen hatte, durch ihren Blütenzauber in Farbenpracht.
Aber nicht nur die Blumen, Kränze, Früchte und Felder gehörten zum Wirkungsbereich der Flora. Nicht zuletzt zählte zu ihren Werken, dass in der Jugend die Geister überschäumen und die Körper erblühen. Auch dafür gibt es eine göttliche Vorgeschichte. Als Juno, aufgebracht darüber, dass Jupiter Minerva geboren hatte, ohne ihr Zutun als Gattin zu benötigen, wandte sie sich an Flora. Diese half ihr, Mars zu empfangen. Aus Dankbarkeit führte Mars in Rom den Kult der Flora ein.
Der Floratempel
Wörlitz ist Ausgangspunkt und Ergebnis dessen, was Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau(1740–1817) mit seinem einmaligen Programm zur Landesverschönerung und Lebensverbesserung in seinem Staat erreichen wollte. Der Floratempel zählt zu den bedeutenden Kleinarchitekturen der Wörlitzer Anlagen. Der Tempel ist das letzte Werk des Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, das er für Wörlitz schuf. Im März 1796 wurde mit dem Bau begonnen. Bereits ein Jahr später konnte der Berliner Theatermaler Johann Fischer (o. D.), der ab 1772 mehrfach im Auftrag des Fürsten Franz in Wörlitz tätig war, mit der Ausmalung der Zella beginnen. Im Jahr 1798 wurde das Bauwerk, das als Musikpavillon genutzt wurde, vollendet. Der in Schochs Garten gelegene klassizistische Tempel birgt im Inneren eine antike Skulptur der Göttin der Blumen und Blüten. An den Wänden hängen Blumengemälde des hochgeschätzten Wiener Malers Johann Baptist Drechsler (1756–1811). Ausgestattet war der Raum mit wunderschönen Musikmöbeln des um 1800 in Leipzig tätigen Schreiners Friedrich Gottlob Hoffmann (o. D.). Das Relief am Tympanon zeigt die liegende Flora, umgeben von Amor und Zephyr, ein Werk des Gothaer Hofbildhauers Friedrich Wilhelm Eugen Doell (1750–1816). Der Floratempel mit dem charakteristischen Viersäulenportikus war eine im Klassizismus bevorzugte römische Tempelform. Erdmannsdorffs Vorbilder waren der Clitumnus-Tempel bei Spoleto nahe Rom sowie
ein Casino im Park von Wilton in England. Unmittelbar neben dem der Musik bestimmten Tempel legte Erdmannsdorff als Hommage an die Musen das sogenannte Blumentheater als ein Symbol für das Zusammenspiel von Kunst und Natur an.
Ansprechpartner Maren Franzke Kulturstiftung DessauWörlitz 06846 Dessau-Roßlau +49 (0) 340 / 646 15-44 +49 (0) 340 / 646 15-50 franzke@ksdw.deAuf einen BlickOrt:
Wörlitzer Anlagen, 06785 Oranienbaum-Wörlitz, OT Wörlitz
Termin:
30. April 2014, 15:30 Uhr
Treffpunkt:
Floratempel
Der Floratempel ist in diesem Jahr für die Besucher geöffnet.
Öffnungszeiten:
Mai bis September; Sa., So., Feiertage, 11:00–17:00 Uhr
Besichtigung: 1,00 Euro
|
|