»Nur mit der Fackel der Aufklärung kann man die Geistesnacht vertreiben.« Friedrich Reil, 1845 Fürst Franz Stuhl © Alle Rechte vorbehalten.Schloss Wörlitz, Kabinett der Fürstin mit den Röntgenmöbeln © Alle Rechte vorbehalten.Detail eines Intarsientisches im Gotischen Haus © Alle Rechte vorbehalten.Neogotische Schränke im Grauen Haus © Alle Rechte vorbehalten.
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Projekt der Abteilung Schlösser, Sammlungen, AusstellungenAneignung und Neuschöpfung in der Dessauer Möbelkunst vor 1800Zweijähriges Wissenschaftliches Projekt, großzügig gefördert von der Fritz Thyssen-Stiftung Hintergrund
Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau bemühte sich intensiv, seinen Kleinstaat mit ca. 30.000 Einwohnern wirtschaftlich wie kulturell zu reformieren. Im Zentrum aller Bemühungen standen der weiträumige Park und das Schloss in Wörlitz mit seinen Nebengebäuden, die als jederzeit frei zugängliche Musteranlagen dienten. Hier, aber auch in den anderen von ihm errichteten oder umgebauten Schlossanlagen setzte der Fürst die auf Reisen durch Italien und England gewonnenen Eindrücke um. Ihm zur Seite stand als Architekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736–1800), der hier die ersten klassizistischen und neugotischen Gebäude auf deutschem Boden entwarf. Diese sind mit ihrer einzigartigen, fast vollständig erhaltenen Erstausstattung ein Gesamtkunstwerk ersten Ranges. Erdmannsdorff ließ sich hierbei von den auf den Reisen gesehenen Vorbildern und den in Büchern und Zeitschriften veröffentlichten Musterentwürfen inspirieren.
Möbel von heimischen Handwerkern aus heimischem Holz
Im Rahmen der vom Fürsten betriebenen Wirtschaftsreformen wurde fast alles von heimischen Künstlern und Handwerkern hergestellt, die hierzu in den neuen, in England entwickelten Herstellungsverfahren geschult wurden. Aus Kostengründen und zur Förderung der heimischen Industrie wurde nach Möglichkeit auf lokale Rohstoffe zurückgegriffen. An Hand der für Fürst Franz hergestellten Möbelensembles lässt sich die Umsetzung der von Erdmannsdorff 1771 in seinen »Gedanken über eine allgemein verbreitende Unterrichtsanstalt zu mechanischen Gewerben und zu bildender Kunst für Dessau« entwickelten Überlegungen überprüfen, die die heimischen Handwerker in die Lage versetzen sollten, Gegenstände preiswert, aber von bester Qualität herzustellen. An Stelle importierter Edelhölzer wurde in Dessau z. B. deshalb häufig das Holz von Birnbäumen verwendet, die zuvor als Obstlieferant gedient hatten. Die meisten der von »Fürst Franz« erworbenen Möbel wurden von Dessauer Tischlern produziert, von denen mit Johann Andreas Irmer bislang erst ein Meister namentlich bekannt ist. Die Erzeugnisse erreichten eine derartige Qualität, dass der in mehreren Hundert Stück produzierte »Fürst-Franz-Stuhl«, von Goethe, dem preußischen Königshaus und den Markgrafen von Baden bestellt wurde.
Projekt
Das Forschungsvorhaben dient folglich neben der erstmaligen vollständigen, beschreibenden und photographischen Erfassung aller Möbel der »Fürst-Franz-Zeit« der Benennung ihrer konkreten Vorbilder und deren Vermittlung sowie der Aufarbeitung der Wirtschaftsfördermaßnahmen und der arbeitsteiligen Handwerksorganisation, ohne die die Möbel nicht in so kurzer Zeit hätten produziert werden können.
Eine umfangreiche, reich bebilderte Publikation ist erschienen.
Bearbeiter
Dr. Andreas Büttner, Köln
Ihr AnsprechpartnerDr. Wolfgang Savelsberg
Abteilungsleiter Schlösser, Sammlungen, Ausstellungen der Kulturstiftung DessauWörlitz
Möbel für das GartenreichDie „Möbel für das Gartenreich”, so der Titel des Kataloges, sind in der europäischen Möbelbaukunst außergewöhnlich oder gar einzigartig. Nicht durch Prunk und Schmuckreichtum, sondern gerade durch eine Vereinfachung der Formen, klassische Gradlinigkeit, Hrsg.: Kulturstiftung DessauWörlitz Dr. Andreas Büttner ISBN 9783938832141 65,00 € mehr...
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