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Der Portikus des Wörlitzer Schlosses vor der Enthüllung
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Staatsminister Bernd Neumann und der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff enthüllen symbolisch das Schlossportal
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Dr. Thomas Weiß,Direktor der Kulturstiftung DessauWörlitz und Stephan Dorgerloh, Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt leisten ebenfalls ihren Beitrag
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Nach der Enthüllung ist die ursprüngliche Farbgebung wieder sichtbar
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Der Kulturstaatsminister informierte sich auch über die Restaurierung im Inneren des Hauses
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Arbeiten am Fussboden des Festsaales 2008
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Arbeiten am Aussenputz im Jahre 2011
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Farbliche Neufassung der Tierkreszeichenuhr über dem Eingang 2012
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Pressemeldung vom 21. März 2013

Fassade des Schlosses Wörlitz fertiggestellt

Kulturstiftung DessauWörlitz präsentierte heute ein äußerst wichtiges Etappenziel bei der Restaurierung des Wörlitzer Schlosses.

Erstmals seit der spektakulären Einweihung des Schlosses am 22. März 1773 ist der Gründungsbau des deutschen Klassizismus wieder in seiner ursprünglichen äußeren Gestaltung zu sehen.


Dieses für die Kulturstiftung DessauWörlitz sehr bedeutende Ereignis wurde feierlich begangen. In Anwesenheit von Staatsminister Bernd Neumann, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, und Stephan Dorgerloh, Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt und Vorsitzender des Kuratoriums der Kulturstiftung DessauWörlitz, fand im Festsaal des Schlosses ein Festakt statt. Anschließend wurde der Portikus feierlich enthüllt. An der Restaurierung waren ausschließlich Firmen aus Ostdeutschland und Berlin beteiligt, darunter eine Steinmetzwerkstatt aus Dessau, ein Klempnermeister aus Wörlitz und eine Tischlerei aus Wiesenburg.

Seit Jahren gefährdeten erhebliche Schäden das herausragende Architekturzeugnis. Insbesondere der Echte Hausschwamm und tierischer Befall hatten die Bausubstanz stark angegriffen. Mit Mitteln der Europäischen Union aus dem Kulturinvestitionsprogramm, der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Sachsen-Anhalt wird das Schloss seit dem Jahr 2000 schrittweise restauriert. Aufwendige
Arbeiten erfolgten bisher am Dach, an den Holzbalkendecken aller Etagen, im Souterrain und an der Fassade, die nunmehr fertiggestellt ist.

Allein im Jahr 2012 flossen 984.000 Euro aus dem Leuchtturmmittelprogramm, an dem der Bund und das Land beteiligt sind, in die Maßnahmen. Für die zeitgleiche Restaurierung des Apartments von Prinz Albert für die Ausstellung „Fremde Welt ganz nah” stellte das Land Sachsen-Anhalt zudem 92.000 Euro zur
Verfügung. Seit dem Jahr 2000 wurden bis dato insgesamt mehr als acht Millionen Euro in die Wiederherstellung des Schlosses Wörlitz investiert. Bis zur geplanten Fertigstellung im Jahr 2018 werden
noch etwa sieben Millionen Euro nötig sein, um insbesondere die Arbeiten im Erdgeschoss abzuschließen und die Innenausstattung inklusive der noch vorhandenen Möblierung zu komplettieren. Dann sollen alle Räume für die Besucher zugänglich sein.

Sanierung und Restaurierung von 2000 bis voraussichtlich 2018


2000–2002

Deckensanierung über dem Obergeschoss mit Austausch der vom Echten Hausschwamm befallenen Deckenbalkenköpfe.

2002–2004

Sanierung des Dachgeschosses, der Dacheindeckung und der Geschossdecke über der Mezzaninebene. Dabei kam die traditionelle Zimmermannstechnik zum Einsatz. Auch hier waren der Echte Hausschwamm und tierischer Befall die Hauptverursacher der Schäden. Die Dacheindeckung erfolgte wieder als Schieferdeckung. Zudem wurde das Glasdach des Lichthofes etwas angehoben, um ihn natürlich zu
entlüften. Bis dahin erfolgte dies in den Dachraum hinein und hatte zu den großen Schäden geführt.

2004–2007

Sanierung der Geschossdecken des Belvedere mit der Balkenebene der Fußböden der Grünen Kammern, des Palmensaales und der Dachterrasse. Zudem wurde die Fachwerkskonstruktion des Palmensaales saniert. Außerdem wurden die Mezzaninräume baulich instandgesetzt.

2007–2009

Balkensanierung der Decken über dem Souterrain und dem Erdgeschoss wegen des Befalls mit Echtem Hausschwamm und Schädlingen. Dafür wurde auch das Tafelparkett der Fußböden des Erd- und Obergeschosses aufgenommen.

2008–2010

Sanierung des ausgebauten Tafelparketts der Erd- und Obergeschossdecken. Trockenlegung der gesamten Außenwände des Schlosses durch den Einbau einer Vertikalsperre bei parallel durchgeführten Entsalzungsmaßnahmen des Mauerwerks. Sanierung aller Räume des Souterrains bei gleichzeitiger Wiederherstellung des bauzeitlichen Grundrisses. Darüber hinaus wurden neue WC-Anlagen eingebaut.

2010–2012

Nach der baulichen Instandsetzung des Schlosses wurden die Raumfassungen der Räume des Belvedere und der Mezzaninebene restauriert. Zudem wurde die Fassade auf der Grundlage restauratorischer Untersuchungen und bauzeitlicher Beschreibungen komplett restauriert. Der zementhaltige Putz wurde abgenommen und durch Kalkputz ersetzt. Für die Restaurierung musste wie im 18. Jahrhundert ein äußerst dünner Putz verwendet werden. Hätte man auf aktuelle DIN-gerechte Stärken zurückgegriffen, so wären die Sandsteinverzierungen, wie beispielsweise die Fenstervorlagen und Sohlbankgesimse, die erhaben auf der Putzfläche stehen müssen, plötzlich vertieft erschienen. Die nur 0,8 bis 1,5 cm dünne Schicht musste in mehreren Lagen aufgetragen werden: Unterputz, Oberputz und Glätte wie im 18. Jahrhundert, die zudem noch geschliffen wurde. Damit der Putz nicht einreißt, durfte die Trocknung nicht zu schnell vor sich gehen. Deshalb wurden Juteplanen vor die Fassade gehängt und sechs Wochen lang permanent gewässert. So trocknete der Putz ganz allmählich und belohnte die Restauratoren mit einer rissfreien Fläche. Alle Bauteile der Fassade wie Fenster, Portaltüren und Sandsteinelemente wurden parallel dazu restauriert. Noch im Dezember 2011 wurde in Vorbereitung auf die Ausstellung „Fremde Welt ganz nah” im Obergeschoss mit der Restaurierung der Neapel-Räume begonnen, die zur Vernissage beendet war.

2012–2018 (voraussichtlich)

Im aktuellen Bauabschnitt werden die Räume des Obergeschosses und die Chinesischen Zimmer im Erdgeschoss restauriert. Dazu gehören die Wandfassungen mit Stofftapeten, die Holzpaneele, die Deckenfassungen, Beleuchtungsampeln, Einbauschränke und Wandklappbetten unterhalb der Fensterbrüstungen sowie die Einrichtung der Zimmer mit restaurierten Möbeln und Kupferstichen, die aktuell noch im Depot der Kulturstiftung gelagert sind. In einem weiteren Bauabschnitt wird die Hauptetage des Schlosses, das Hochparterre, restauriert. Nach Abschluss der Arbeiten werden sämtliche Räume des Schlosses für die Besucher zugänglich sein.

Das Schloss Wörlitz

Das Schloss war 1769 bis 1773 unter dem Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) errichtet worden. Der Baumeister Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736–1800) schuf mit diesem „Landhaus” den Gründungsbau des deutschen Klassizismus; ein wichtiger Grund für die Aufnahme des Gartenreiches Dessau Wörlitz in die Welterbeliste der UNESCO. Das Schloss stellt eine revolutionäre baukünstlerische Leistung dar. Nicht mehr ein dynamisch gegliederter barocker Baukörper mit geschwungenen Fassaden und reicher plastischer Dekoration tritt uns entgegen. Sondern die einzelnen Bauteile sind wieder klar begrenzt, die Wände als Flächen betont, die Dekoration ist maßvoll. Als getreue Schüler Johann Joachim Winckelmanns (1717–1768) haben sich Fürst Franz und
Erdmannsdorff so sehr an die Wiederaufnahme der antiken Motive gehalten, dass sie sogar die Fehlstellen als übernehmenswert betrachteten, wie an folgendem Detail der Fassade verdeutlicht werden kann. Der Engländer Robert Wood hatte in den „Ruinen von Palmyra” 1753 die antiken Bauten sorgfältig aufgemessen, gezeichnet und gestochen. Erdmannsdorff übernahm die zeichnerischen Vorlagen für die profilierten Fenster- und Türeinfassungen, Sohlbankgesimse und Fenstergiebel mit Zahnfrisen aus Palmyra nahezu komplett.
 

Presse

Kontakt

Dr. Steffen Kaudelka
& Julia Cahnbley
Interimsanschrift: Ernst-Zindel-Str. 8
06847 Dessau-Roßlau
(0340) 646 15 41/44
steffen.kaudelka@gartenreich.de / julia.cahnbley@gartenreich.de
www.gartenreich.de

CD- Neuerscheinung

Festkantate zur Einweihung des Wörlitzer Schlosses 1773

Eigens für dieses Fest komponierte der Kapellmeister des Fürsten Franz, Friedrich Wilhelm Rust (1739–1796), eine Festkantate, die 2012 zum zweiten Mal am Originalschauplatz welturaufgeführt wurde.
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