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Pressemitteilung vom 16. September 2005

Die Restaurierung des »Stein«

Wiedereröffnung der Felseninsel »Stein«

Wegen ihres desolaten Zustandes waren die Insel Stein und die Villa Hamilton seit 1983 für die Besucher der Wörlitzer Anlagen nicht mehr zugänglich.


Vereinzelte frühere Reparaturen vermochten die Ursachen der Schäden an diesem bautechnisch komplizierten Ensemble nicht zu beheben. Die Gründung auf einem Pfahlrost hatte vor allem unter den Pfeilern der Wassergrotten ihre Funktion verloren. Die Folge waren Absenkungen, breite Risse im Mauerwerk darüber, letztlich die Gefährdung der Standsicherheit. Zahlreiche Betonbohrpfähle führen nun den Lasteintrag bis in tragfähigen Grund ab. Auch unter den Mauern der Gänge und Räume im Inneren waren umfangreiche Sicherungen des Baugrundes mittels Zementinjektagen und Stabverpresspfählen erforderlich.

Durchfeuchtungen und Frostsprengungen über zwei Jahrhunderte führten dazu, dass die für die Insel charakteristischen Natursteinverblendungen keinen Verbund mehr mit dem Mauerkern aus Ziegeln besaßen. Traditionelle Verfugungen allein versprachen keine dauerhafte Lösung. Nach sorgfältiger Kartierung und Markierung mussten vielerorts die Steine vor dem Wiedereinbau abgenommen werden, um den Kern sanieren zu können. Zur Sicherung dieser wie anderer Bereiche dient ein komplexes, jetzt nicht mehr sichtbares System von Vernadelungen, Ankern und Stahlbetonelementen. Große Erdmassen waren zu bewegen, um Gewölbe freizulegen, zu stabilisieren und abzudichten.

Eine besondere Herausforderung stellte die Instandsetzung des Wasserbeckens unterhalb des »Vesuv«-Kraters dar. Ursprünglich war es nur mit Ziegeln und Lehm unzureichend abgedichtet. Wenn bei Imitation eines nächtlichen Ausbruchs der Überlauf geöffnet wurde, ergoss sich ein Wasserstrom in den See, und durch Illumination wirkte dies wie ein Lavastrom. Seit langer Zeit ist dieses außergewöhnliche Ereignis wieder möglich geworden. Auch das Theater in antiker Gestalt erhält nun seine alte Bestimmung als Spielstätte zurück.

Die Arbeiten auf dem Stein begannen im Jahre 1999 mit der Sanierung der Gebäudehülle der Villa Hamilton. Eine Phase intensiver Bauforschung und Planung war voran gegangen. Dank der Finanzierung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz konnte das Kaminzimmer, einschließlich seiner reichen Ausstattung, bereits restauriert werden. Nachdem die Grundinstandsetzung des Stein jetzt zum Abschluss kam, ist bis 2007 die Restaurierung der beiden anderen frühklassizistischen Kabinette Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorffs in der Villa vorgesehen, ebenso die anderer Bereiche des Bauensembles und der Außenanlagen. Damit werden die ursprünglichen Intentionen des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau, die Kunst der Antike und Landschaftseindrücke aus Kampanien zu vergegenwärtigen, bald wieder vollständig erlebbar sein.

Technische Daten

Die Arbeiten seit 1999 dienten vorrangig der Substanzsicherung und der Bebung der Bauschäden wie ihrer Ursachen. Damit waren umfangreiche technische Eingriffe am Denkmalensemble verbunden. Abgesehen von unumgänglichen Betonummantelungen der Grottenpfeiler, die bei normalem Wasserstand überdeckt werden, sind sie heute kaum mehr sichtbar. Einige Angaben zur Zahl der Hilfskonstruktionen und zu verbauten Materialien mögen den Aufwand verdeutlichen:
  • Bohrpfähle verschiedener Qualität und Dimension: 280
  • Abfangträger zur Gründungsverstärkung: 114
  • Anker zur Gründungsverstärkung und Mauerwerkanker: 122
  • Edelstahlnadeln, v. a. zur Sicherung von Natursteinverblendungen: 859
  • Beton, Spritzbeton und Leichtbeton: 276 qm
  • Stahlbewehrungen: 33,6 t
  • Zementinjektionen: 847 qm

Pressekontakt:


 

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