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Der Graben vor Beginn der Arbeiten
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Zustand nach Beendigung der Arbeiten
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Der Wasserdurchfluss durch die Grotte ist wiederhergestellt
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Die Decke des Grünen Kabinettes der Villa Hamilton
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Blick in das Grüne Kabinett
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Figur einer Vestalin in der Grotte der Nacht
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16. Mai 2009

Restaurierungserfolge an und auf der Insel „Stein”

Anlass für ein fröhliches Fest

Die Kabinette des Tages und der Nacht, das Grüne Zimmer der Villa Hamilton und die Pergola können nun im restaurierten Zustand gezeigt werden.


Nach langwierigem Genehmigungsverfahren, intensiven Bemühungen um Fördermittel und großartigem Engagement der Planer und Restauratoren können die Kabinette des Tages und der Nacht, das Grüne Zimmer der Villa Hamilton und die Pergola nun im restaurierten Zustand gezeigt werden. Auch der Graben nahe der Grotte der Nymphe Egeria wird nach jahrelangen Bemühungen (seit 2002) wieder seiner ursprünglichen Funktion, gerecht.

Graben zur Grotte der Egeria:

Die "Wörlitzer Parkgewässer", bestehend aus dem Wörlitzer See, dem Großen und dem Kleinen Walloch und dem unter dem Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt Dessau (1740-1817) geschaffenen Kanalsystem, verfügten ursprünglich über zwei Wasserzuläufe und drei Wasserabläufe. In der Entstehungszeit erhielten die Anlagen ihr Wasser über das von Henriette Catharina (1637-1708) und Leopold I. (1676-1747) angelegte Wassersystem über den heutigen Leiner Graben und den Wörlitzer Hauptgraben (= Hoppgraben) mit Abzweig zum Egeriagraben.

Eine fast völlige Zerstörung des Grabens zur Grotte der Egeria erfolgte schrittweise seit den 1960er Jahren, weil der Graben verschüttet bzw. durch landwirtschaftliche Großraumtechnik zugepflügt wurde.

Die Rekonstruktion des Grabens der Egeria verfolgte drei Ziele. Zum einen die Verbesserung der Wasserqualität der Wörlitzer Parkgewässer. Seit Jahrzehnten war der Wasseraustausch im relativ isoliert liegenden südöstlichen Seeschlauch (Umfeld Insel Stein und Schmaler See) nicht mehr gewährleistet. Durch winterliche Ausstickungen und sommerliche Sauerstoffzehrungen infolge verstärkter Algenblütenbildungen bildeten sich Brackwasserbereiche heraus, die sich kaum selbst reinigen konnten und dadurch zwangsläufig sehr stark verschlammten. Zukünftig wird eine deutliche und nachhaltige Verbesserung der Wassergüte erreicht und die Faulschlammbildung verringert werden.

Ein weiteres Ziel der Grabenrekonstruktion war die Wiederherstellung eines kulturhistorischen Landschaftselements, die das Landschaftsbild gartendenkmalpflegerisch aufwertet.

Unter dem Gesichtspunkt der Bewertung der Hochwasserschäden 2002 an Gräben und Wasserbau der Verwaltungsgemeinschaft Wörlitzer Winkel trägt die Rekonstruktion des Egeriagrabens außerdem zu einer Verbesserung der Wasserableitung und des Wasserhaushaltes im Gebiet bei.

An dem wiederhergestellten Grabenverlauf grenzen 50 private Flurstücke mit insgesamt 32 Eigentümern an, deren Einverständnis zum Verkauf bzw. zur Verpachtung die Voraussetzung für die Rekonstruktion von 910 laufenden Metern bildete.

Grünes Kabinett, Tempel des Tages und der Nacht

Ein besonders bemerkenswertes Restaurierungsergebnis ist das wieder gewonnene Grafikkabinett der Villa Hamilton, das sogenannte Grüne Kabinett. Neben der komplizierten Rekonstruktion der ursprünglichen Wandmalerei sind es die über 80 restaurierten oder faksimilierten Kupferstiche, die die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich ziehen. Nur einige wenige Blätter konnten bisher noch nicht wieder gefunden werden.

Der vom Zeitgenossen des Fürsten Franz August von Rode verfasste Gartenführer aus dem Jahr 1814 beschreibt das „magische Licht” in einem „Cabinet von befremdender Auszierung. Fußboden und Wände schwarz…, in der Mitte eine blendendweiße Bildsäule auf schwarzem Fußgestelle: Das Gewölbe, gleich dem nächtlichen Himmel, durch Mond und Sterne erleuchtet. Es ist das Cabinet der Nacht.” Auch dieser oft als Tempel der Nacht bezeichnete Raum konnte restauriert werden. Sowohl in diesem Tempel als auch im Grünen Kabinett werden während des Festes mehrfach Führungen angeboten.

Restauriert wurde auch der Tempel des Tages, ein vom Fürsten unvollendet belassener Raum auf der Vulkaninsel, der nun seinen Fußboden und seine Fenster zurückerhalten hat. Fertig gestellt wurde auch die Pergola, an der historische Weinsorten in den nächsten Wochen ihre ersten Ranken empor schicken werden.

Für Spaziergänger im Ostteil der Wörlitzer Anlagen, für die Besucher der Insel „Stein” und für die Gäste von Veranstaltungen, steht ab dem 16. Mai auch die neue Toilette zur Verfügung. Der Neubau berücksichtigt alle modernen Anforderungen einschließlich einer Behindertentoilette; in ihn konnte zugleich auch eine Trafostation integriert werden. Damit wird die das Gartenbild störende Freileitung hinfällig, ohne dass ein zusätzlicher Baukörper die Gartenpartie belastet.

Finanzielle Unterstützung:

Die Gesamtbaukosten des Grabens beliefen sich auf 357.000 €, die aus dem Fluthilfe „Kulturelles Hilfsprogramm”, Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien (BKM) sowie mit Mitteln des Landes Sachsen- Anhalt. Die Kosten der Restaurierungsarbeiten 2006 bis 2009 beliefen sich auf ca. zwei Millionen Euro. Diese Mittel stellten dankenswerter Weise Bund und Land aus dem Leuchtturmprogramm und aus Fördermitteln der Denkmalpflege (Villa Hamilton) sowie Hochwassermittel (Graben der Egeria) und Lotto-Toto (Teilrestaurierung Römische Bäder, Fertigstellung 2010) zu Verfügung.