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Pressemitteilung vom 26. September 2006

Das „Gelbe Haus” in Wörlitz – Ein Projekt für die Jugendbauhütte

Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V. und Kulturstiftung DessauWörlitz stellen gemeinsames Projekt vor

Beinahe genau zwei Jahre sind seit der ersten gemeinsamen Besichtigung des „Gelben Hauses” in Wörlitz durch das Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V. und die Kulturstiftung DessauWörlitz vergangen.


Das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.


Am 29. November 2002 wurde das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg in der UNESCO - Weltkulturerbestadt als Trägerverein der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Quedlinburg neu gegründet.

Der Wunsch nach einer Anlaufstelle, welche die Möglichkeiten der Sanierung der Weltkulturerbestadt Quedlinburg vorzeigt, führte zum Konzept des Deutschen Fachwerkzentrums mit dem Ziel:

- in Quedlinburg Projekte im Bereich der ökologischen Sanierung und Bauforschung zu leiten und zu betreuen
- in diesen Bereichen auch überregional zu wirken
- Jugendliche im Rahmen der Jugendbauhütte und ausgewählten Seminaren an die Denkmalpflege heranzuführen
- eine Anlaufstelle für individuelle Beratungen für ökologisches Bauen zu schaffen

Das „Gelbe Haus”


Das „Gelbe Haus” in Wörlitz, auch Jagdhaus genannt, ist ein rechteckiger Gebäudekomplex um einen Innenhof. Das klassizistische Stallgebäude liegt unmittelbar am Wörlitzer Marktplatz und wurde in die Gestaltung mit einbezogen. Rechtwinklig dazu, durch die Kirchgasse von Schloss und Garten getrennt, erstreckt sich ein doppelgeschossiges Wohngebäude. Wohl schon vor 1700 errichtet und als fürstliches Jagdhaus genutzt, lebte hier Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau vor Fertigstellung des 1769 begonnenen Schlossneubaus. Zwischen 1778 und 1785 war im Gebäude das erste vom Fürsten begründete Schullehrerseminar Deutschlands untergebracht. Insofern gilt es als ein wertvolles Zeugnis der deutschen Bildungsgeschichte. Bis 1906 hatte in dem Bauwerk eine Oberförsterei ihren Sitz. Bis in die jüngste Zeit wurden die Räume zu Wohnzwecken genutzt, zwei Wohnungen sind derzeit noch belegt.

Das Projekt „Gelbes Haus (Jagdhaus) im Gartenreich Dessau-Wörlitz


Beinahe genau zwei Jahre sind seit der ersten gemeinsamen Besichtigung des „Gelben Hauses” in Wörlitz durch das Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V. und die Kulturstiftung DessauWörlitz vergangen. Beide Seiten waren sich damals einig, dass im UNESCO Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz historische Substanz fachgerecht mit Hilfe junger Menschen saniert werden soll. Zugleich sollen die Jugendlichen Kenntnisse und Fertigkeiten im Bereich traditioneller Handwerke erlernen und Einblicke in die Anwendung ökologischer Baumaterialien erhalten.

Dieses Konzept hat sich bereits in der „Goldstraße 25” in Quedlinburg bewährt, wo ein barocker Fachwerkbau durch Jugendliche zu einem Gästehaus umgebaut und saniert wird. Nachdem dieses Praxisprojekt als erfolgreicher Vorreiter in der Jugendarbeit fast abgeschlossen ist, wird nun abschnittsweise das „Gelbe Haus” saniert. Ein zwischen der Stiftung und dem Deutschen Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V. geschlossener Kooperationsvertrag regelt die gemeinsame Zusammenarbeit. So wurde zunächst ein verformungsgerechtes Bauaufmaß erstellt und ein Teil der bauforscherischen Untersuchungen geleistet. Im Rahmen eines Seminars mit Studenten sollen nun Befunde verdichtet und neue Erkenntnisse zur Baugeschichte des Hauses gewonnen werden. Die fachliche Leitung dieses Seminars übernimmt das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg. Die Vorplanung durch die Architektin des Fachwerkzentrums soll noch in diesem Jahr erfolgen. Im Jahr 2007 wird durch die Teilnehmer der Jugendbauhütte und das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg die Restaurierung der historischen Türen erfolgen. In den darauf folgenden Jahren, bis 2009, werden ebenso die alten Fenster ausgebaut und restauriert. Die eigentlichen Arbeiten werden dann erst beginnen und vorwiegend von Jugendlichen umgesetzt werden.

Unter fachlicher Anleitung führen die Jugendlichen folgende Arbeiten aus:

- Vermessung, Bauforschung, Dokumentation
- Abrissarbeiten, Herstellen und Verschließen von Durchbrüchen
- Sanierung von Holzbalkendecken, Aufarbeitung der Dielung und einzelner Fachwerkbestandteile
- Fußbodenaufbauten unter Verwendung von Lehmwickeln
- Aufarbeiten historischer Fenster und Türen
- Bearbeiten des Sandsteinsockels
- Putzarbeiten und Herstellen der Putzträger aus Schilfrohr
- Dacheindeckung und Wiederherstellung der Außenanlagen

Auch das Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt ist von der Leistungsfähigkeit der Jugendlichen unter Anleitung von fachlich versierten Betreuern des Deutschen Fachwerkzentrums überzeugt, und erklärte sich zu einer finanziellen Unterstützung des Vorhabens bereit.